Veröffentlicht von Stephan Heibel am 22.03.2007 um 11:11 Uhr

Aktien Analyse: Gateway

Sehr geehrter Herr Heibel,

vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Anlagefragen. Ich habe Ihrem Hinweis entsprechend gleich (zum 1. Mal) in Ihren "Kundenbereich" hineingeschaut. Das werde ich künftig öfters machen, da es sehr interessant ist! Vielleicht weisen Sie Ihre Kunden noch intensiver darauf im Börsenbrief Heibel-Ticker hin, dass dort zusätzliche Informationen (nicht nur Charts) einsehbar sind. Ich dachte immer, ich hätte mit Lesen des Börsenbriefes meine "Arbeit" getan, was falsch ist, da Sie dort noch einen aktuellen Mehrwert liefern.

Gestern habe ich in NY Gateway-Aktien gekauft wegen angeblicher Turnaroundsituation. Was halten Sie davon (Kurs von USD 2,10 ist einerseits sehr verlockend, aber auch erschreckend niedrig, bald ein Pennystock?)?

Vielleicht haben Sie nochmals etwas Zeit für Ihre Meinung dazu.

Besten Dank im Voraus und keine Angst, ich bin kein regelmäßiger "Quälgeist", Wolfgang aus München

ANTWORT:

So weit kommt es noch, daß ich meine Brötchengeber als „Quälgeister“ sehe ;-) Das Aufkommen von Leserfragen ist relativ wechselhaft und in den letzten Wochen bin ich geradezu überflutet worden. Daher leider erst jetzt meine Antwort zu Gateway:
 
Na, mit Gateway haben Sie mir ja eine Turnaround-Spekulation par excellence vorgelegt: Die alte Führungsmannschaft ist gerade des Betrugs überführt, die neue muß sich erst noch bewähren. Steuerprobleme, die inzwischen gelöst wurden, rückläufige Umsätze und aufmüpfige Aktionäre. Ob sich all dies in Wohlgefallen auflösen läßt?
 
Nun, beginnen wir mit den Produkten. Gateway hat in den vergangenen Jahren eine Produktoffensive gestartet, die hauptsächlich darauf abzielte, den Geschäftskundenbereich zu gewinnen. Diese Offensive ist gelungen, der Anteil an Geschäftskunden (die in der Regel wesentlich lockerer mit dem Geld umgehen) ist angestiegen. Gleichzeitig ist die Kundenzufriedenheit empor geschnellt. Die Produkte von Gateway stimmen also.
 
Die Bilanz: 4 Mrd. USD Umsatz werden mit 800 Mio. USD Marktkapitalisierung bewertet. Das ist extrem günstig und läßt eine bevorstehende Insolvenz befürchten. Die Barreserven betragen jedoch 400 Mio. USD und übersteigen sowohl die langfristigen Schulden, als auch die im vergangenen Jahr erwirtschafteten Verluste. Aufgrund der verbesserten Wettbewerbssituation kann ich mir vorstellen, daß das Unternehmen nahe an der Null-Linie vorbeikratzt und den Turnaround schafft.
 
Die Eigner: Firebrand heißt die Investmentfirma, die über 10 % an Gateway hält. Firebrand hält einen Turnaround aus eigener Kraft für nicht machbar und möchte das Unternehmen verkaufen. Hört sich für mich nach der Suche nach dem schnellen Gewinn an, davon halte ich nichts. Um das Unternehmen in seiner Aktionsfähigkeit weiter zu schwächen, hat Firebrand nun beantragt, den Aufsichtsrat nicht wie üblich alle fünf Jahre, sondern jährlich neu zu wählen. Lächerlich!
 
Mit einem solchen Querulanten im Aufsichtsrat läßt sich schwerlich das Geschäft restrukturieren. Der Kampf heißt also Firebrand gegen Unternehmenschef Michael R. Tyler, der den Turnaround versucht. Über Michael R. Tyler finde ich keinerlei Informationen, ich kann daher die Machtverhältnisse nicht abschätzen.
 
Der Wettbewerb: Nun, der Nummer ein, HP, geht es besser denn je. Die Nummer zwei, Dell, holt zum Gegenschlag aus. Ob die Nummer drei, Gateway, beim Kampf der Giganten unter die Räder gerät? Vielleicht kann Gateway auch unbemerkt als Sieger hervorgehen, die Zufriedenheit der Kunden spricht zumindest dafür.
 
Ich kann also aus heutiger Sicht noch nicht abschätzen, ob der Turnaround gelingen wird. Aber solange Firebrand in Schach gehalten werden kann sollten in den nächsten Monaten ein paar positive Meldungen für Kurssteigerungen sorgen. Eine Spekulation ist das wert.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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