Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.04.2007 um 12:13 Uhr

Amazon überrascht seine Anleger mit hoher Gewinnmarge

Da schreibe ich fast täglich über Google und Yahoo!, schweife ab und zu ab zu eBay, aber Amazon habe ich seit einiger Zeit nicht mehr auf meinem Radar. Vielleicht sollte ich das Unternehmen nun wieder etwas intensiver beobachten, denn gestern Abend hat Jeff Bezos, CEO von Amazon, die Finanzbranche mit extrem guten Quartalszahlen überrascht.

Der Umsatz ist im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 32 % angestiegen  (30 % innerhalb der USA, 35 % außerhalb). Insbesondere der Umsatz mit Elektrogeräten verhalf zu den guten Zahlen (+48 %). Aber nicht nur die Umsätze sind angesprungen, sondern auch der Gewinn. Und das ist mal was Neues aus dem Hause Amazon, denn bislang wurde jeglicher Umsatz gleich wieder in den Ausbau der Technologie-Infrastruktur sowie in Werbung gesteckt. Doch nun scheint die Zeit der Ernte zu nahen.

Der Gewinn ist von 51 Mio. USD (12 Cents je Aktie) im Vorjahr auf 111 Mio. USD (26 Cents je Aktie) angesprungen. Das ist mehr als eine Verdopplung. Zu verdanken hat Amazon diesen Gewinnsprung der angestiegenen Gewinnmarge von 3,6 % auf 5,9 %. Bislang wurden die Gewinne stets von der Investitionswut des Wachstumsorientierten CEOs Jeff Bezos aufgebraucht und Anleger haben in den vergangenen Jahren die Geduld verloren. Ein Unternehmen, das über acht Jahre lang immer nur wächst und investiert, aber niemals erntet, das war vielen Anlegern zu spekulativ und unsicher. So kehrten viele Anleger dem Unternehmen den Rücken, die Aktien blieben auch in der Rallye seit 2003 hinter den anderen Internetaktien zurück.

Das könnte sich nun ändern. Gestern Abend notierten die Aktien nachbörslich mit 12 % im Plus. Heute früh notiert die Aktie an der Frankfurter Börse mit einem Plus von 11 % bei 36,62 Euro. Damit beträgt das KGV derzeit 95, auf Sicht der Gewinnschätzung für 2007 steht das KGV noch immer bei 44. Für die 32 % Umsatzwachstum bei überproportionalem Gewinnwachstum ist das eine vertretbare Bewertung, denn ich bin bereit bis zum dem zweifachen des Umsatzwachstums als KGV zu akzeptieren.

Die alles entscheidende Frage zu Amazon ist natürlich die folgende: Wird der Gewinn weiter so überproportional ansteigen, oder handelte es sich bei dem gestrigen Ergebnis um eine Eintagsfliege?

Denn wenn es sich um eine Eintagsfliege handelte, dann ist das Bewertungsniveau zu hoch. Da ist dann nicht mehr viel Platz für Kurssteigerungen. Wenn es Amazon allerdings in den nächsten Quartalen gelingt, die Gewinnmarge weiter zu verbessern, dann wird das Gewinnwachstum mit nachhaltigen über 50 % p.a. für deutlich höhere Kurse sorgen. Bis Ende des Jahres halte ich dann einen Kursanstieg von weiteren 30 % für möglich.

Und ob die Gewinnmargen weiter ansteigen hängt von zwei Faktoren ab: Von der Nachfrage der Kunden und von der Investitionswut Bezos. Die Nachfrage der Kunden ist stabil und aufgrund des immer größer werdenden internationalen Anteils kann auch von einer weiterhin positiven Entwicklung ausgegangen werden, selbst wenn die USA Konjunkturprobleme bekommen sollten.

Die Investitionswut Bezos ist schon legendär. Auf der einen Seite hat er tatsächlich mit Amazon einen Online-Händler geschaffen, dessen Technologie allen anderen Wettbewerbern überlegen ist. Auf der anderen Seite hat er dadurch bis heute jegliche Gewinne verbraten und das gefällt Anlegern nicht mehr. Aber Bezos hat angekündigt, dass im kommenden Jahr die Investitionsrate nicht mehr so schnell ansteigen werde, wie bislang. Es besteht also die Hoffnung, dass Bezos nun mit dem Erreichten zufrieden ist und die Sache etwas ruhiger angeht.

Fazit: Amazon Aktien hätten Sie gestern haben müssen, laufen Sie nun den Kursen nicht mehr hinterher. Die Chance eines Kursgewinns von 30 % steht dem Risiko eines Kursverlustes von bis zu 50 % gegenüber, falls nicht alles perfekt läuft.

Da gibt es andere Internetaktien, bei denen das Chance/Risiko-Verhältnis wesentlich günstiger aussieht. Mehr zu meinen Empfehlungen können Sie unter http://heibel-ticker.de in meinem kostenfreien Börsenbrief lesen.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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