Veröffentlicht von Stephan Heibel am 21.11.2006 um 12:06 Uhr

UBS mit eigenem "unabhängigem" Researchteam

Die Meinung von Analysten aus großen Investmenthäusern wird kaum mehr beachtet. Nicht umsonst gibt es in den USA ein Gerichtsverfahren gegen UBS, Merrill Lynch, Goldman Sachs, Lehman Brothers und Citigroup aufgrund des Vorwurfs, daß den Vorwurf von Vorabinformationen an Fondsmanager untersucht. Dem Vorwurf zufolge haben die Analysten vor der Veröffentlichung einer neuen Analyse bereits ausgewählte Fondsmanager informiert, damit diese sich entsprechend positionieren konnten.

Die Analyse eines renomierten Investmenthauses hat immer die Macht, die Kursentwicklung der besprochenen Aktie zu beeinflussen. Wer vor der Veröffentlichung schon Informationen erhält, kann sich entsprechend positionieren und somit unfaire Kursgewinne erzielen. Der Privatanleger ist mal wieder der Dumme.

Bereits im Jahr 2003 zahlen die oben genannten Investmenthäuser eine Strafe in Höhe von 1,4 Mrd. US-Dollar. Der Einfluß der Analysten ist seither geringer geworden, der Ruf ist versaut.

Die Analysten von den Investmenthäusern sind bekannt als "Sell-Side"-Analysten. "Sell-Side" (Verkäuferseite), weil die Investmenthäuser häufig verantwortlich für Aktienplatzierungen sind. Wenn ein Unternehmen eine Zweitplatzierung von Aktien vornehmen möchte, um die Eigenkapitalbasis auszubauen, wendet es sich an Investmenthäuser. Diese suchen dann Käufer für die neuen Aktien. Natürlich macht es sich da gut, wenn für das Unternehmen, von dem Aktien platziert werden müssen, eine Kaufempfehlung aus dem eigenen Hause existiert - egal, was der Analyst wirklich von den Aktien hält.

Sell-Side-Analysten haben also den Ruf, keine eigene Meinung vertreten zu dürfen. Außerdem wird ihnen vorgeworfen, ihre parteiische Meinung mit unfairen Mitteln zu verbreiten.

UBS möchte nun in den USA ein Team von "Buy-Side"-Analysten (Kaufseite) zusammen stellen. Diese Buy-Side-Analysten sollen nun unabhängig von dem Investmentgeschäft des eigenen Investmenthauses Kaufempfehlungen erarbeiten.

Meine Meinung dazu: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht - auch wenn er nun die Wahrheit spricht. Eine unabhängige Meinung läßt sich mit einem Investmenthaus nicht vereinbaren, denn die Investmentinteressen gehen immer über die Anlageberatung (viel lukrativer). Selbst wenn dieses Buy-Side-Team nun zunächst recht gut aufgestellt wird, so ist doch stets die latente Gefahr gegeben, daß ein einflußreicher Investmentmanager der UBS die Reputation des Teams für seine Zwecke mißbraucht.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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