Ich bespreche in meinem neuen Kapitel 02 die in meinen Augen übertriebene Angst vor Steuererhöhungen, die letzten Donnerstag zu einem Ausverkauf an den US-Börsen geführt hat: US-Präsident Joe Biden überlegt, die Kapitalertragssteuer auf Gewinne anzuheben. In meinen Augen wird das kaum in der beabsichtigten Form geschehen und wenn, dann sind die Auswirkungen für Unternehmen vernachlässigbar.
Außerdem in Kapitel 02 meiner neuen Börsenbrief Ausgabe: Volkswagen baut die Zukunft seiner Batterietechnologie auf die Entwicklung der Solid State Batterie von Quantumscape, ein Unternehmen, das letzte Woche durch eine negative Studie eines Leerverkäufers um 30% einbrach: Alles nur Schall und Rauch? Ich schaue in Kapitel 02, was da passiert ist.
Mehrere US-Zeitschriften meldeten, dass US-Präsident Joe Biden die Erhöhung der Kapitalertragssteuer plane. Derzeit liegt sie bei 20% (in Deutschland bei 25% zzgl. Soli). US-Bürger mit einem Jahreseinkommen von über einer Millionen US-Dollar sollen künftig 39,6% Kapitalertragssteuer auf Kapitalgewinne zahlen. Während die Kapitalertragssteuer, in der Regel also Dividenden, Zinsen und alle anderen Kapitalerträge besteuert, möchte Biden lediglich Gewinne aus Kapitalanlagen besteuern. Zinsen und Dividenden blieben damit beim alten Steuersatz von 20%.
Damit werden langfristige Anlagen attraktiver: Periodische Ausschüttungen wie Zinsen und Dividenden bleiben beim niedrigen Steuersatz von 20%. Lediglich die Differenz aus Kauf und Verkauf von Beteiligungen, also Aktien, würde so hoch besteuert.
Doch das wiederum hemmt nach Meinung der republikanischen Opposition in den USA die Investitionstätigkeit der Reichen. Wachstum wird in den USA dadurch erzielt, dass Reiche ihr Kapital in risikobehaftete Unternehmensbeteiligungen stecken und somit neuen Geschäftsideen das Kapital für Wachstum zur Verfügung stellen. Diese Investitionsfreude würde mit einer höheren Kapitalertragssteuer auf Gewinne getrübt werden. Daher ist es mehr als fraglich, ob Biden mit diesem Vorschlag Mehrheiten sowohl im Senat als auch im Kongress bekommen wird. Im Senat hat Biden mit seinen Demokraten noch die Mehrheit, im Kongress jedoch nicht.
In die Unruhe hinein, die durch die Steuerdiskussion an den Finanzmärkten losgetreten wurde, machte plötzlich die Behauptung die Runde, US-Finanzministerin Janet Wellen würde für Kryptowährungen eine Kapitalertragssteuer von 80% vorschlagen. Ich habe im Rahmen eines Updates heute früh gezeigt, warum diese Behauptung Unsinn ist. Dennoch ist der Bitcoin erst einmal kräftig eingebrochen, aktuell notiert er 23% unter seinem Höchstkurs, der erst vor einer Woche erzielt wurde.
Das Thema Steuern ist extrem emotionsbeladen. Als Anleger sollten wir uns jedoch davon nicht ablenken lassen. Was hilft es, wenn man seine Anlagestrategie auf das Vermeiden von Steuern auslegt, dadurch jedoch attraktive Verkaufspreise verpasst, das Kapital zu lange an ein schlechtes Investment bindet oder eine Aktie so lange hält, bis der Buchgewinn wieder abgegeben wurde? Nein, das stört. Schauen Sie sich lieber die positiven Dinge an, die mit Ihren Steuern finanziert werden. Und wenn ihre Politikverdrossenheit Oberhand gewinnt und Sie dieses System nicht mit Ihren Steuern finanzieren wollen, dann glauben Sie mir: In Deutschland haben wir ein am wenigsten schlechtes Steuersystem. In meinen zwei Jahren in den USA sowie auch in den zwei Jahren, die ich in Portugal gelebt habe, musste ich erkennen, dass es anderswo noch schlechter läuft. Also: Freuen Sie sich über die vielen Dinge, die in unserem Land aufgrund der Steuerzahler funktionieren.
So sehen es übrigens auch Unternehmen: Höhere Steuersätze ändern kaum die Investitionstätigkeit von Unternehmen. Es kommt zu einer kurzen Anpassungsphase, wenn tatsächlich eine Steuererhöhung kommen sollte, danach ist alles wieder wie gehabt. Daher halte ich den Ausverkauf an den Aktienmärkten für eine Kaufgelegenheit.
Zum Thema Quantumscape: Erschütterung in Batteriestrategie von Volkswagen weiter zu Kapitel 02 -> https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1861#ch02
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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