Seitwärtskonsolidierung löst sich wahrscheinlich auf. Richtungsentscheidung bei Investoren steht an. Sentimentanalyse gibt Aufschlüsse, wie die nächsten Wochen verlaufen können.
Das Sommerloch hat seine letzte Woche erfolgreich überstanden. Der DAX notiert nahe seiner Allzeithochs, doch die Marktbreite schwindet. Ich mache mir Sorgen über die nächsten Wochen. Warum, das erläutere ich in Kapitel 02 meiner aktuellen Börsenbrief Ausgabe.
Auch das Sentiment in Kapitel 03 macht mir wenig Hoffnung, eine Richtungsentscheidung steht an. Natürlich kann die neue Richtung auch gen Norden führen, doch es gibt eine Reihe von Warnsignalen, die ich in der Sentimentanalyse aufzeige.
Die letzte Woche der inoffiziellen Sommerflaute endete genau so: Sehr wenig Handelsvolumen, kaum Veränderung in den Indizes. Charttechniker sprechen schon von der Ruhe vor dem Sturm. Schauen wir mal, wie sich die Anleger nach 3 Monaten Seitwärtsbewegung mit nur einer Unterbrechung fühlen.
Das Anlegersentiment ist leicht auf 0,7 angestiegen. Der DAX notiert in Schlagweite des Allzeithochs, dennoch zeigt sich keinerlei Euphorie.
Mit einem Wert von +0,8 ist auch die Selbstzufriedenheit unter den Anlegern nicht sonderlich groß. Kein Wunder, denn Anleger neigen dazu, entweder auf steigende Kurse zu hoffen, oder aber fallende Kurse zu fürchten. Eine Seitwärtsbewegung dient weder dem einen, noch dem anderen Lager.
Noch schöner als der Begriff "Seitwärtsbewegung" ist der Begriff "Seitwärtskonsolidierung". Damit wollen Börsianer ausdrücken, dass die Zeit, in der an der Oberfläche kaum Bewegung zu sehen war, unter der Oberfläche zittrige Anleger aus ihren Aktien getrieben wurden, während überzeugte Investoren diese Aktien aufgegriffen haben. Was in der Regel nur durch Angst und Panik im Ausverkauf erzielt wird, nämlich das Ausschütteln der Anleger mit zittrigen Händen, gelingt manchmal eben auch ohne Angst und Panik im Rahmen einer "Seitwärtskonsolidierung".
Ob das diesen Sommer über gelungen ist, wird die Zukunft zeigen. Doch viele Anleger glauben daran. Die Detail-Ergebnisse können Sie wie immer im ausführlichen Kapitel 03 meines aktuellen Heibel-Ticker finden.
Die Investitionsquote ist hoch, die Zukunftserwartung ist bullisch und dennoch ist die Investitionsbereitschaft gering. You can't have it both ways, sagen die Amerikaner: Du kannst nicht alles haben. Wenn Anleger kein Cash mehr verfügbar haben, frage ich mich, welches Geld die nächste Rallye antreiben soll. Es müsste schon eine überraschend positive Meldung geben, um frisches Anlegerkapital zu mobilisieren.
Doch die Sentimentanalyse kann lediglich Schiefstände aufzeigen. Dieser Schiefstand wird sich in den kommenden Wochen lösen, doch wir wissen nicht wie. Wie in den vergangenen drei Monaten kann sich auch dieser Schießstand durch eine aufzehrende Seitwärtsbewegung auflösen. Doch die steigende Polarisierung deutet darauf hin, dass dies dieses Mal nicht passieren wird. Der Schiefstand dürfte sich in den kommenden Wochen durch eine Kursreaktion in die eine oder andere Richtung auflösen.
Nehmen wir mal an, die "eine" Richtung ist abwärts und die "andere" ist aufwärts. Eine Abwärtsbewegung könnte Dynamik gewinnen, weil viele Anleger investiert sind. Sie sehen zunächst ihre Gewinne dahinschmelzen und werden versuchen, frühzeitig Positionen abzustoßen. Gleichzeitig fehlt es am Kapital, dass ein so entstehendes Angebot aufnehmen sollte, denn die Cashquote ist gering. Eine beginnende Abwärtsdynamik ist zu dem aktuellen Zeitpunkt gefährlich.
Eine Aufwärtsbewegung auf der anderen Seite könnte ebenfalls erfolgen: Der große Optimismus unter den Anlegern verhindert frühzeitige Gewinnmitnahmen, sollten die Kurse steigen. Für einen Kursanstieg im DAX könnten beispielsweise ausländische Investoren sorgen, die vor dem Tapering, der Drosselung der Geldflutung, in den USA flüchten. Das durchschnittliche KGV im DAX steht aktuell schon wieder bei 15, beim Dow Jones sind wir noch bei 22.
Sie sehen, beide Richtungen sind denkbar und für beide Richtungen gibt es gute Argumente. Ich werde in diesen Tagen immer wieder auf die vermeintliche Gefahr durch die Delta-Mutation von Corona hingewiesen. Dies ist für mich aber nebensächlich. Warum, können Sie ebenfalls im vollständigen Kapitel 03 lesen.
Ich denke, es ist auf dem aktuellen Niveau nicht verkehrt, ein wenig Cash vorzuhalten, damit Sie handlungsfähig bleiben, sollte die "eine" Richtung eingeschlagen werden. Für einen ungezügelten Ausbruch in die "andere" Richtung fehlt es kurzfristig an Cash, um für große Kurssprünge zu sorgen.
Aber, und so wird ein Schuh draus: Ein kurzer Ausverkauf, vielleicht mit einem Anflug von Panik, würde ausreichend Cash generieren, das anschließend als Treibstoff für eine Fortsetzung der Rallye wirken kann.
Die vollständigen Analyse Ergebnisse sowie meine Interpretation finden Sie im frei zugänglichen Kapitel 03 meiner aktuellen Börsenbrief Ausgabe 21/35:
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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