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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 22.02.2022 um 10:12 Uhr

Chipknappheit als Ausrede für Autobauer und Hemmnis für BASF

Letzte Wochen haben wir im Heibel-Ticker Portfolio einen Teil unserer BASF-Position verkauft. Der Portfolioanteil lag bei 8,7%, vorgesehen haben wir für eine Dividendenposition jedoch ein Portfolioanteil von 6%. Zum Jahreswechsel haben wir unsere beabsichtigten Gewichtungen ein wenig umstrukturiert, nun hielt ich den Kurs für geeignet, dies auch entsprechend umzusetzen.

Mit 5,3% Dividendenrendite und einem KGV von 11 ist die Aktie in meinen Augen noch immer günstig bewertet… doch eher aus Dividendensicht, nicht aus Sicht der Umsatz- und Gewinnentwicklung, die mehr oder weniger stagniert.

Im Vorfeld der Dividendensaison läuft BASF für gewöhnlich ein wenig besser. Anschließend wird der Dividendenabschlag in den Preis eingerechnet, so dass es für uns eigentlich egal ist, ob wir die Dividende auszahlen lassen und danach verkaufen, oder aber kurz davor zu einem etwas höheren Kurs.

Grundsätzlich ist die Autoindustrie einer der großen Abnehmer von BASF. Derzeit dominiert die Sichtweise, dass die Automobilhersteller deutlich mehr produzieren und verkaufen werden, sobald doch endlich die globale Chipknappheit überwunden werden kann. Ich gehe davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr zügig eine Normalisierung der globalen Lieferketten sowie der Chipproduktion sehen werden. Dann werden, wenn der Mainstream Recht hat, deutlich mehr Autos gebaut und verkauft und BASF wird sich über volle Auftragsbücher freuen, so die Erwartung.

Skeptiker hingegen sehen das ganze völlig anders: Die globale Chipknappheit ist ein Segen für die deutsche Automobilindustrie. Einmal mehr gibt es einen externen Schuldigen, der für die schwachen Absatzzahlen verantwortlich ist. Das konnte man ja so nicht absehen, hört man die Automanager sagen. Und so können die wenigen Autos, die produziert werden können, ohne Preisnachlass und daher mit hoher Gewinnmarge verkauft werden. Die Leute reißen sich quasi um die wenigen Autos, die verfügbar sind.

Dabei wird ignoriert, dass die Produktionskapazitäten vor Corona deutlich zu groß waren, Autos wurden auf Halde produziert und Teslas Erfolge wurden als Luftschlösser verniedlicht.

Doch gerade Tesla hat vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass die Chipknappheit keine Rolle mehr für die eigene Produktion spiele. Tesla ist also heute schon in der Lage, ausreichend Chips zu kaufen, um den eigenen Wachstumspfad einzuhalten. Da die Nachfrage nach Teslas Autos real ist, ohne Werbung und ohne Preisnachlässe funktioniert, war Elon Musk interessiert daran, die fehlenden Chips möglichst schnell zu beschaffen. Daher der Erfolg.

Warum also schaffen es unsere Automobilbauer nicht? Vielleicht wollen sie es gar nicht.

Soweit eine kleine Überlegung am Rande. Egal, ob das nun so zu hundert Prozent stimmt, oder ob da nur ein Fünkchen Wahrheit drin liegt, ist es immer ratsam, bei Gelegenheit mal ein paar Gewinne zu realisieren. Ich sehe derzeit keinen Grund, BASF schwerer zu gewichten, als beabsichtigt. Daher stutzten wir die Position und schafften uns damit wieder ein wenig Liquidität und Handlungsspielraum für kommende Chancen.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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