Lieber Herr Heibel,
was ich von Ihren Börsenempfehlungen halte, hatte ich Ihnen mit Vierzeilern geschrieben. Weiter so!
Ihre politischen Bewertungen kann ich nicht nachvollziehen. Wie soll man Ihren Vergleich bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklungen in Argentinien mit der nach der Wiedervereinigung verstehen? Was haben Sie gegen Helmut Kohl, dem Sie anscheinend allein die Schuld für Fehlentscheidungen während und nach der Wiedervereinigung zuschieben?
Guten Rutsch hinüber nach 2007 und hasta luego, Herbert
ANTWORT:
Da habe ich mich vielleicht etwas mistverständlich ausgedrückt: Meine Schuldzuweisung an Helmut Kohl war lediglich ökonomischer Natur. Im geschichtlichen Kontext stehe ich voll hinter dem Altkanzler. Sprich: Helmut Kohl hat nach dem Gießkannenprinzip Gelder in die neuen Bundesländer geleitet, ohne daß eine sinnvolle Infrastruktur, ein sinnvolles Wirtschaftsgefüge aufgebaut wurde. Das Ergebnis sehen wir heute anhand der hohen Arbeitslosenquoten im Ostteil unseres Landes.
Ich bestreite aber nicht, daß dies für die Wahrung des sozialen Friedens in Deutschland notwendig gewesen war. Hätte man die fünf neuen Bundesländer härter angepackt, so wäre heute vielleicht die Wirtschaft dort drüben gesünder, aber vermutlich wären nur noch ein paar einzelne Einwohner dort geblieben. Der Rest hätte Westdeutschland überrannt.
Helmut Kohl, der mehr Historiker als Ökonom war, hat sich für den Weg des sozialen Friedens entschieden und hat der amerikanischen Form des Kapitalismus eine Absage erteilt. Die Folge ist, dass der Einigungsprozeß eben länger dauert - den Solizuschlag zahlen wir schließlich immer noch.
In diesem Sinne war mein Vergleich mit der Politik Perons und Evitas zu verstehen: Auch Peron hat dem Wunsch des Volkes nach einem schnellen Geldsegen nachgegeben und hat die Staatskassen unter das Volk gestreut. Als die Kassen jedoch leer waren, gab es keine funktionierende Wirtschaft mehr und unter den Folgen leidet Argentinien bis heute.
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