Veröffentlicht von Stephan Heibel am 01.02.2007 um 11:53 Uhr

Börsenkurse: Zustandekommen am Beispiel von Salzgitter-Aktien

Hr. Heibel!

Da ich vorhabe, Salzgitter Aktien zu kaufen, möchte ich Sie bitten sich den Chart vom 29.12.06 und zwar zum Ende des Handels anzusehen.(Onvista)

Da werden ca. 10200 Aktien in kleinen Teilen verkauft um anscheinend den Kurs zu drücken, das ganze passiert exakt um 14:00:21 Uhr, ganze sechsundzwanzig mal, um dann um 14:05:34 wieder 16747 Aktien zum gedrückten Kurs zu kaufen.

Das ganze sieht für mich (als Anfänger) wie eine Kursmanipulation aus.

Jetzt frage ich mich, wie ist es möglich zur exakt gleichen Zeit, sechsundzwanzigmal Aktien zu handeln? Sollte da zwischen den einzelnen Orders nicht etwas Zeit vergangen sein?

Und noch eine Bitte: Was passiert, wenn gleichzeitig z.B.: Fünfhundert Bestens-Orders für eine Aktie zu Börsenbeginn aufgelaufen sind und meine Bestens-Order wurde z.B. als die hundertfünfzigste Order aufgegeben, wie werden solche Orders dann ausgeführt? Kann ich da sicher sein, dass meine Order auch zu dem Kurs der für diese Aktie an der 150er Stelle herrscht, ausgeführt wird, oder kann es mir passieren, dass ich erst zu dem Kurs, der z.B. an der 490er Stelle herrscht, kaufe?

Diese Frage beschäftigt mich schon lange und ich konnte noch keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Bin schon auf Ihre Antwort gespannt.

Vielen Dank im Voraus, Peter aus Österreich


ANTWORT:

Ihre Frage geht sehr weit in die Technik der Börsenplätze hinein. Salzgitter wird fast ausschließlich über den Xetra-Handel abgewickelt, also überwiegend automatisch. Auf Xetra werden alle Kauf- und Verkaufsaufträge gegeneinander abgeglichen. Ich will es an einem Beispiel verdeutlichen:

Stellen Sie sich vor, es gibt eine große Verkaufsorder, beispielsweise über 10.000 Stück, sowie eine weitere kleine Verkaufsorder über 200 Stück. Auf der anderen Seite gibt es aber eine Menge von kleinen Kauforders zu unterschiedlichen Limits. Also wird das System die Verkaufsorder zu den jeweils entsprechenden Kursen auf die limitierten Kauforders aufteilen, all das in der gleichen Sekunde. Allerdings wird die letzte Transaktion zu dem niedrigsten Kurs ausgeführt werden.

Der Kurs steht somit am Ende auf dem niedrigen Niveau. Wenn sich nun auf diesem Niveau ein anderer Aktionär entschließt, seine Aktien zu verkaufen, dann kann ein Käufer zu dem niedrigen Kurs zuschlagen. Für mich sieht das Ganze nach einem Blocktrade aus, eine alltägliche Geschichte ohne Manipulationsverdacht oder ähnlichem.


Wenn gleichzeitig 500 bestens-Orders auflaufen, dann werden diese der Reihe nach ausgeführt. Dabei kann sich Ihre Order um ein paar Plätze nach vorne oder hinten verschieben, wenn die entsprechende Stückzahl nicht sofort einen Gegenpart findet. Eine Verschiebung vom 150. auf den 490. Platz sollte nicht vorkommen.

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

heibel-ticker.de

Twitter LinkedIn YouTube Xing


Der wöchtenliche Börsenbrief für alle, die professionellen und ehrlichen Rat für ihren Vermögensaufbau suchen. Jetzt gemeinsam mit über 25.000 Mitgliedern kostenfrei erhalten.

Heibel-Unplugged ist der Blog des Heibel-Ticker Börsenbriefs zur Ergänzung fachlicher Börsenexpertise mit dem Investoren-Sentiment

© Copyright 2006 - 2025 Heibel-Unplugged