Ich skizziere einen optimistischen Fahrplan für die kommenden Monate am Aktienmarkt, in denen ich eine freundliche Börse erwarte, die von sinkenden Zinsen, geopolitischer Entspannung und verschiedenen Branchen getrieben wird, und gehe auf mögliche Risiken und Chancen ein.
Durch zwei Verkäufe letzte Woche haben wir wieder ein wenig Cash im Heibel-Ticker Portfolio generiert und sind handlungsfähig, wenn die Rallye mal eine Pause einlegt. Grundsätzlich bin ich weiterhin optimistisch für die kommenden Monate gestimmt. Ich könnte mir folgenden Fahrplan vorstellen:
Den Großteil der Jahresendrallye haben wir mMn bereits gesehen.
Doch das positive Momentum kann durchaus bestehen bleiben.
Denn letzten Freitag haben wir den ersten Notenbanker sagen hören, dass Zinssenkungen noch gar nicht zur Debatte stehen. Bislang wurde stets betont, dass weitere Zinsanhebungen möglich seien, der Blick war angstvoll auf möglicherweise steigende Zinsen gerichtet. Nun hat sich das Bild gedreht und die Diskussion über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung wurde losgetreten, wenngleich der Zeitpunkt aus heutiger Sicht noch in weiter Ferne liegen mag.
Doch jede schwache Konjunkturzahl wird die Diskussion über die erste Zinssenkung anfeuern. Und jede starke Konjunkturzahl wird als Beweis gefeiert, wie robust die Wirtschaft trotz des hohen Zinsniveau ist.
So dürften bis zum Jahresende insbesondere zwei Arten von Aktien profitieren:
Zum einen günstig bewertete Aktien mit soliden Geschäftsaussichten: Medios, Paypal, Nynomic und Morgan Stanley fallen mir da als erstes ein.
Und zum anderen die Zugpferde der ersten Jahreshälfte, denn die möchte zum Jahreswechsel jeder Fondsmanager in seinem Portfolio ausweisen können, sozusagen als Beweis seiner Fähigkeit, die besten Aktien auszuwählen. Der Umstand, dass er viel zu spät gekauft hat, wird vielen Außenstehenden nicht auffallen. In diese Kategorie fallen Nvidia, Palo Alto, FlatexDeGiro und eigentlich alle unsere Dividendenaktien, die in diesem Jahr bereits gut gelaufen sind.
Das Einsammeln dieser Aktien wird nach dem fulminanten Kursanstieg der vergangenen Wochen etwas besonnener erfolgen und erfahrungsgemäß bis Anfang/Mitte Dezember dauern. In den Tagen vor Weihnachten bis Silvester wird dann nicht mehr viel passieren, da die Praxis des Windowdressings, kurz vor Stichtagen (Silvester) zu kaufen und kurz danach wieder zu verkaufen, verboten ist.
In den Weihnachtstagen und zwischen den Jahren wird es immer wieder Einzeltitel geben, die starke Kursausschläge verzeichnen. Das liegt daran, dass das Handelsvolumen in diesen Tagen niedrig ist und Kurse mit wenig Kapital stark bewegt werden können. Solche Kursbewegungen werden in der Regel in den ersten Tagen des neuen Jahres wieder egalisiert.
Und dann haben wir ein neues Jahr, neues Spiel, neues Glück.
Die Strapazen des Jahres 2023 werden durch die Weihnachtstage in den Hintergrund rücken, die Möglichkeiten des neuen Jahres werden neue Aktienideen hervorbringen. Auf der Suche nach neuen Ideen werden meiner Ansicht nach erneut die KI-Aktien in den Fokus geraten. Das Spielchen dauert dann bis März. Ende März, Anfang April kommen dann Steuerrückzahlungen in den USA zum Tragen, die nochmals für einen letzten Push am Aktienmarkt sorgen, so dass das Sprichwort "Sell in May and go away" auch dieses Mal wieder zum Tragen kommen könnte.
Mit anderen Worten:
Mag sein, dass die Wellen nicht ganz synchron zu meiner Beschreibung laufen, doch tendenziell erwarte ich nun bis ins Frühjahr hinein eine freundliche Börse.
Was kann passieren?
Natürlich kann die Geopolitik diesem Fahrplan jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen. Konjunkturell jedoch haben wir meiner Ansicht nach das Gröbste hinter uns.
Was dann?
Kein Ahnung. Anders als dieses positive Bild Ihnen vermitteln mag, bin ich noch nicht überzeugt, dass wir die Inflation endgültig besiegt haben. Lohnverhandlungen werden mehr Geld in das Portemonnaie der Arbeitnehmer spülen, was dann zu mehr Konsum führen kann. Ich möchte an meine Ausführungen zum Bullwhip-Effekt (Heibel_Ticker 22/#30 vom 29.7.22) erinnern: Die Inflation zieht wellenförmig in die Gesellschaft ein. Aber so weit ist es noch nicht.
Genießen wir nun erst einmal die Rallye.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
heibel-ticker.de© Copyright 2006 - 2024 Heibel-Unplugged