Die Börsen brechen ein, Anleger sind verunsichert – doch mitten in der Panik bietet gerade diese Krise neue Chancen für langfristig denkende Investoren.
Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass sich der Zollstreit zwischen den USA und ihren Handelspartnern weiter zuspitzen wird, bevor konstruktive Verhandlungen beginnen.
Trotz dieser Entwicklungen ist eine Rezession à la 2007/2009 derzeit unwahrscheinlich. Die Konjunktur in den USA und Europa ist weitgehend stabil, der Finanzsektor solide aufgestellt. Die bereits stark gefallenen Zinsen wirken entlastend, insbesondere für Konsum und Kreditmärkte. Und: Die Bewertungen zahlreicher Hightech-Aktien sind bereits deutlich zurückgekommen.
Anders als in der Finanzkrise ist die aktuelle Krise nicht systemischer Natur, sondern politisch hausgemacht – und sie könnte jederzeit durch einen versöhnlichen Tweet Donald Trumps beendet werden.
Ja, die Situation ist ernster, als es zunächst schien. Doch Panik ist auch diesmal kein guter Ratgeber. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Märkte in den nächsten Tagen weiterhin unter Druck stehen – vor allem, wenn die angekündigten Vergeltungsmaßnahmen der EU und weitere US-Zölle Realität werden. Entsprechend erhöhe ich die Cash-Quote im Heibel-Ticker-Portfolio: Ich verkaufe selektiv Titel, die stark zollabhängig sind und bei einer weiteren Eskalation besonders leiden würden. Ziel ist es, auf tieferen Kursniveaus selektiv wieder zu investieren.
Die Sentimentindikatoren deuten bereits auf massiven Stress hin – sowohl technisch als auch psychologisch:
In der Vergangenheit zeigte sich: Extreme Angstphasen leiten oft Trendwenden ein. Im März 2020 fiel der Markt nach extrem negativen Sentimentwerten zunächst noch weiter, drehte dann aber scharf nach oben. Wer damals Mut bewies, wurde belohnt.
Ich denke, in dieser Woche könnte es zu einer Erholungsbewegung kommen. Ob wir das Schlimmste im Zollstreit bereits gesehen haben und ob der Ausverkauf an den Börsen damit endet, lässt sich aktuell schwer sagen. In der aktuellen Ausgabe des Heibel-Ticker bespreche ich dieses Thema ausführlich und ordne die Lage für Privatanleger ein.
Hinter dem Zollthema verbirgt sich auch ein struktureller Wandel: Die USA wollen ihre Industrie zurückholen. Programme wie der „Inflation Reduction Act“ und der „CHIPS and Science Act“ zielen auf Resilienz – nicht Abschottung. Zölle dienen dabei als Übergangsschutz für strategische Industrien. Ausländische Konkurrenz wird temporär verteuert, um inländischen Unternehmen Zeit für den Aufbau eigener Produktionskapazitäten zu geben.
Erste Früchte sind bereits sichtbar: Chipfabriken in Arizona und Texas, Batteriefabriken von Ford, Milliardeninvestitionen von Intel. Der Umbau ist teuer, aber gezielt – mit Rückendeckung durch Staat und Steuerzahler.
Die nächsten Tage bleiben herausfordernd. Doch wer sich jetzt besonnen aufstellt und genau prüft, wie zollabhängig und konjunktursensibel ein Investment ist, kann Chancen nutzen.
Ich rechne mit einer Gegenbewegung im Verlauf der aktuellen Woche – möglicherweise ausgelöst durch ein politisches Signal der Deeskalation. Doch bis dahin gilt: Vorsicht walten lassen, aber nicht in Angst verharren.
Und völlig offen ist, wenn wir meiner hier dargelegten Betrachtung folgen, wie lange die Zölle aufrecht erhalten werden. Zeitlich befristet, aber welchen Zeithorizont legen wir an? 3 Wochen, 3 Monate, 3 Jahre?
In HT+ Kapitel 4 unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe gehe ich auf diese Frage näher ein.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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