„Abwarten“ ist auch eine Tugend. Und vielleicht ist genau diese Tugend derzeit die klügste Entscheidung an den Märkten. Es gibt mittlerweile Unternehmen, die zwei Jahresprognosen veröffentlichen – eine für den Fall stabiler Rahmenbedingungen und eine zweite für den Fall weiterer, überraschender Eingriffe durch die Trump-Administration. Warum sollten wir Privatanleger also wissen, was selbst die CEOs großer Konzerne nicht abschätzen können?
Risiken auf der Unterseite sind ebenso vorhanden wie Chancen auf der Oberseite. Doch aus den aktuellen Umfragedaten lässt sich keine Tendenz ableiten, welche Richtung die Märkte einschlagen werden. In diesem Umfeld erscheint es sinnvoll, einfach mal abzuwarten.
➡️ Zur ausführlichen Einordnung der aktuellen Unsicherheit im Kapitel 3 „Sentiment und Interpretation“
Trotz einer kurzen Erholungsphase in den Indizes bleibt die Anlegerstimmung angespannt. Die animusX-Umfrage zeigt: Angst und Panik sind zwar abgeflaut, doch Investitionsbereitschaft und Zukunftserwartung verharren im negativen Bereich. Fondsmanager halten historisch niedrige Investitionsquoten – nur 35 Prozent –, was auf extreme Vorsicht hindeutet. Gleichzeitig nimmt das Lager der Neutralen weiter zu. Anleger warten ab, da sich keine klare Richtung erkennen lässt.
➡️ Detaillierte Auswertung der Stimmungsindikatoren im Kapitel 3 „Sentiment“
Seit dem sogenannten „Liberation Day“ wächst die Verunsicherung: Donald Trump kehrt mit einer aggressiven Handelspolitik auf die Weltbühne zurück. Seine Angriffe auf institutionelle Pfeiler wie Medien, Justiz und die US-Notenbank lassen die Sorge wachsen, dass ökonomische Stabilität geopfert wird. Seine öffentliche Kritik an Fed-Chef Powell und die Forderung nach dessen Entlassung sind ein weiterer Beleg für diese Entwicklung. Die Märkte reagieren mit Zurückhaltung – aus gutem Grund.
➡️ Mehr zur wirtschaftspolitischen Lage und ihren Folgen im Kapitel 2 „So tickt die Börse“
Im Heibel-Ticker-Portfolio mussten gleich mehrere Tech-Giganten schmerzhaft lernen, dass selbst enorme Investitionen keine Planungssicherheit schaffen:
Solche Entwicklungen zeigen: Selbst bei maximaler Anpassung an politische Rahmenbedingungen bleibt das Risiko hoch. Im Heibel-Ticker haben wir unsere Dell-Position daher reduziert.
Auch Boeing wird in den Sog des geopolitischen Konflikts gezogen: China verweigert neue Bestellungen und Ersatzteile – ein symbolischer Akt, der die politische Dimension des Handelsstreits unterstreicht. Wirtschaftlich bleibt der Schaden überschaubar, denn die globale Nachfrage ist vorhanden. Doch das Signal ist deutlich: Die wirtschaftliche Vernunft weicht zunehmend politischer Machtdemonstration.
➡️ Zur Analyse der Boeing-Situation im Kapitel 5 „Update beobachteter Werte“
Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in unserer Portfoliostrategie wider. Wir erhöhen unsere Cashquote und reduzieren gezielt Positionen, die besonders von politischer Willkür betroffen sind. Gleichzeitig behalten wir starke, defensive Titel bei – wie Allianz oder CEWE. Ziel ist es, in diesem Umfeld flexibel und handlungsfähig zu bleiben, statt sich in eine Richtung zu verrennen, die sich morgen schon als Irrweg erweisen könnte.
Denn eines ist klar: Wenn selbst CEOs von Fortune-500-Unternehmen keine verlässlichen Prognosen mehr wagen, dann ist Abwarten kein Zeichen von Schwäche – sondern von strategischer Klugheit.
➡️ Mehr zur Portfoliostrategie und aktuellen Einschätzung im Kapitel 4 „Ausblick“
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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