Im eskalierten Zollkonflikt zwischen den USA und China erkennen viele Anleger eine neue Dynamik: Während amerikanische Unternehmen wie Nvidia, Apple oder Boeing zunehmend unter politischen Eingriffen leiden, rücken deutsche Unternehmen als mögliche Profiteure ins Blickfeld. DAX-Konzerne wie Volkswagen, BMW, Daimler, Siemens oder BASF gelten als widerstandsfähiger gegenüber den aktuell unberechenbaren Entwicklungen in den USA – Details zu den betroffenen Unternehmen finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Europa wird dabei zunehmend als Alternative zum US-Markt wahrgenommen – nicht nur wegen geopolitischer Stabilität, sondern auch, weil politische Eingriffe in Unternehmensentscheidungen hier in der aktuellen Lage weniger häufig vorkommen als in den USA – auch wenn grundsätzlich die unternehmerische Freiheit in den USA oft größer erscheint. Das Interesse institutioneller Anleger an europäischen Staatsanleihen ist trotz fiskalpolitischer Ankündigungen wieder gestiegen – ein Zeichen für wachsendes Vertrauen.
Zudem war in den vergangenen Wochen eine auffällige Verschiebung im Anlegerverhalten zu beobachten: Statt starker Meinungen – bullish oder bearish – dominierte zuletzt ein neutrales Grundrauschen. Viele Marktteilnehmer hatten sich auf ein "Abwarten" eingestellt, da selbst große Unternehmen inzwischen mit Szenarien arbeiten, in denen politische Eingriffe Geschäftsverläufe maßgeblich beeinflussen könnten. Diese Lage kann sich jedoch jederzeit ändern – je nach politischen Entscheidungen, insbesondere aus den USA.
Dabei sollte im Hinterkopf behalten werden: Sollte es zu einer überraschenden Normalisierung im Zollstreit und zu einer Wiederannäherung zwischen den USA und China kommen, könnten jene Unternehmen, die aktuell als Gewinner der geopolitischen Spannungen gelten, wieder unter Druck geraten. Ein "Zollfrieden" würde die Karten neu mischen – nicht zum Schaden, aber womöglich zulasten derer, die aktuell von der Lage profitieren.
Diese Entwicklungen beobachten wir fortlaufend – und analysieren ihre Auswirkungen für Anleger Woche für Woche im Heibel-Ticker.
Volkswagen AG – verfügt über große Produktionskapazitäten in China, unter anderem in Anting und Foshan, wodurch das Unternehmen flexibel auf lokale Anforderungen reagieren und potenzielle Strafzölle auf Importe vermeiden kann. Auch in Nordamerika wird verstärkt investiert, um Handelsbarrieren auszugleichen.
BMW Group – betreibt sein größtes Werk in Spartanburg, USA, von wo aus Fahrzeuge nach China exportiert werden. Durch die Diversifikation der Produktionsstandorte kann BMW Zölle besser umgehen und seine Marktposition verteidigen. Der Fokus auf Elektromobilität und eigene Batteriefertigung erhöht zusätzlich die Resilienz.
Daimler AG (Mercedes-Benz) – setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner BAIC und produziert unter anderem in Peking für den chinesischen Markt. Die starke lokale Präsenz mindert Zollrisiken und stärkt die Marktbindung. Auch die geplante E-Offensive in China wird unabhängig von westlichen Lieferketten gedacht.
Siemens AG – profitiert als Schlüsselanbieter für Industrie 4.0 und Automatisierung von Investitionen in lokale Produktionskapazitäten in China und den USA, insbesondere in den Bereichen digitale Fabrik und Energieinfrastruktur. In Zeiten globaler Unsicherheit gewinnt die Fähigkeit zur lokalen Anpassung stark an Bedeutung.
BASF SE – baut in der chinesischen Provinz Guangdong einen neuen Verbundstandort, der vollständig ohne Joint-Venture-Partner geführt wird. Damit sichert sich BASF Unabhängigkeit und direkten Zugang zum chinesischen Markt trotz wachsender Handelshürden. Parallel werden auch Investitionen in Nordamerika und Südostasien ausgebaut, um das geopolitische Risiko zu streuen.
Infineon Technologies – als Chipzulieferer für Automobil- und Industrieelektronik profitiert Infineon vom Trend zur Lokalisierung kritischer Technologiekomponenten. Das Unternehmen produziert sowohl in Europa als auch in Asien und baut seine Kapazitäten in den USA weiter aus.
Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) – kann als globaler Baustoffkonzern regionale Nachfrageverschiebungen ausgleichen und profitiert indirekt von Infrastrukturprogrammen, die als Reaktion auf geopolitische Spannungen aufgelegt werden.
Henkel AG – mit ihren Industrieklebstoffen ist Henkel stark im Automobil- und Elektronikbereich vertreten und profitiert von der steigenden Nachfrage nach lokalen Produktionslösungen in der Fertigung.
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