Hallo Herr Heibel, angesichts der Kursrückgänge der vergangenen Wochen überlege ich mein Depot mit einigen Werten aus dem Bereich Emerging Markets aufzufrischen. Ich dachte an Keppel, China Life und Cemex, ggf. noch Embraer. Gibt es von Ihrer Seite Meinungen zu diesen Titeln? Noch eine Frage: Der Goldpreis steigt, aber meine Aktien laufen nicht mit (Royal Gold, Newmont M.). Woran liegt das? Viele Grüße, Diedrich aus Haltern ANTWORT: Ja, ich halte das für eine gute Idee. Es gibt jedoch keinen Grund zur Eile. Zu Keppel finde ich weder im deutschsprachigen, noch im englischsprachigen Internet Informationen. Die unternehmenseigenen Informationen (Bilanzen, Präsentationen) sind zwar recht gut aufbereitet, aber ich finde dort keine näheren Beschreibungen des Geschäfts, insbesondere der Gründe für die stark schwankenden Umsätze des Unternehmens. Daher kann ich mir dazu kein Urteil erlauben. China Life konnte einige außerordentliche Gewinne verbuchen und notiert daher auf einem günstigen KGV von 8. Doch schon für das laufende Jahr wird der Gewinn wesentlich geringer ausfallen, das KGV 08e beträgt 26. Der chinesische Versicherer wächst zwar aktuell mit 39% p.a. und möchte in den nächsten fünf Jahren den Umsatz jährlich verdoppeln, doch mir scheint das Ganze nicht schlüssig: Wo soll die plötzliche Umsatzverdoppelung herkommen? In den vergangenen Wochen hat sich der Kurs von 106 auf 57 USD fast halbiert. Aus Tradingsicht könnten Sie hier eine spekulative Position eingehen. Grundsätzlich stehe ich dem Unternehmen jedoch skeptisch gegenüber, nicht zuletzt aufgrund des sehr fragwürdig verlaufenen IPOs. Ich würde anstelle von diesem Unternehmen lieber ein Emerging Markets Zertifikat bevorzugen (bspw. WKN A0HGZT) CEMEX ist der größte Zementmischer Amerikas. Die Zementmischer des Unternehmens sehen Sie überall auf den Straßen von Süd- und Nordamerika. Auch in Europa habe ich schon viele Fahrzeuge gesehen. Zement ist nun nicht ein Baustoff, der besonders rar ist, aber es gibt offensichtlich bei Cemex ein besonderes Know-How bei der pünktlichen Belieferung von Baustellen mit dem richtigen Zement. Und da in vielen Regionen der Erde (Schwellenländer) derzeit ein wahrer Bauboom ausgebrochen ist, erfreut sich das mexikanische Unternehmen guter Umsätze. Die Umsätze wachsen mit 26%, allerdings zu Lasten der Gewinne, die zuletzt um 12% zurück gegangen sind. Das KGV ist dementsprechend niedrig bei 8. Es ist mit nicht bekannt, was an diesem Geschäft so kapitalintensiv ist, dass 16 Mrd. USD an Schulden vor dem Unternehmen hergeschoben werden müssen. Darin sehe ich den Grund für die schlechte Gewinnmarge: Die Kreditzinsen fressen die Gewinne auf. Für die nächsten Jahre rechnet Cemex mit Wachstumsraten von 4% p.a., das ist nicht gerade viel, erklärt aber das günstige Bewertungsniveau. Die Immobilienkrise der USA hat auch beim Aktienkurs von Cemex Spuren hinterlassen, denn die USA sind ein wichtiger Abnehmer. Auch wenn die Bilanz des Unternehmens sehr schwach aussieht, kann ich mir gut vorstellen, dass Cemex-Aktien in den kommenden Monaten ansteigen werden, wenn die Rezessionsängste langsam in den Hintergrund treten. EMBRAER EMPRESA ist ein brasilianischer Flugzeugbauer, der sich auf kleine Luxusjets für Privatpersonen und Unternehmen spezialisiert hat. Das Unternehmen will mit 12% p.a. im Umsatz wachsen und notiert auf einem KGV von 22. Das ist in Ordnung. Für das Schwellenland Brasilien besteht natürlich die Phantasie, dass dort der Reichtum zunimmt und mehr Jets gekauft werden. Aber ich kenne die Flugzeugbranche als eine sehr diffizile Branche, bei der viele Risiken lauern und immer wieder ungeahnte Probleme auftreten. Nicht umsonst sind sowohl Boeing, als auch Airbus ohne staatliche Aufträge bzw. Hilfen nicht überlebensfähig. Und gegen solche Konzerne will Embraer antreten? Da kann sich das Unternehmen höchstens eine Nische sichern, aber dort wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Royal Gold ist doch inzwischen angestiegen. Newmont Mining ist zu groß. Die Goldnachfrage steigt und Newmont produziert, was das Zeug hält. Aber die Reserven werden aufgebraucht und es gelingt dem Unternehmen nicht, neue Reserven zu günstigen Preisen zuzukaufen. Mit anderen Worten: Die Produktionskosten bei Newmont steigen stark an, die Gewinnmarge macht also den Goldpreisanstieg nicht voll mit. Ich würde eher direkt auf ein Goldzertifikat setzen. {weiter[40|9]}
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