Im heutigen Ausblick zeige ich auf, wohin sich unser Heibel-Ticker Portfolio in den kommenden Monaten entwickeln könnte. Erste Schritte für entsprechende Änderungen habe ich bereits eingeschlagen, die Umsetzung wird entsprechend der Marktentwicklung erfolgen.
In meinem Jahresausblick 2022 habe ich geschrieben, dass ich für die erste Jahreshälfte eine Verschnaufpause oder gar eine Korrektur erwarte. Im schlimmsten Fall könnten die Kurse von aktuell um die 16.000 im DAX unter 13.750 Punkte rutschen, schrieb ich. Das ist ziemlich pessimistisch. Ehrlich gesagt habe ich nie zuvor eine so pessimistische Prognose aufgestellt. Hoffen wir, dass ich mich irre.
Doch mit Hoffnung lässt sich kein Geld verdienen, wir müssen uns auf ein solches Szenario vorbereiten. Ich habe unser Portfolio überarbeitet und meine Einschätzungen aktualisiert. Zur Erinnerung: In der vorletzten Spalte unseres Portfolios sehen Sie Buchstaben von A bis D. Diesen Buchstaben können Sie meine aktuelle Meinung zur entsprechenden Position entnehmen.
Werte, die auf A stehen, würde ich zu aktuellen Kursen jederzeit kaufen, wenn es die Portfolioallokation zulässt. Werte auf D würde ich sofort verkaufen.
Mit B gekennzeichnete Werte würde ich erst nach einem Rücksetzer verkaufen. Hier bin ich also noch überzeugt vom Titel und Kursniveau und würde günstigere Kurse zum Nachkaufen nutzen.
Mit C gekennzeichnete Werte würde ich im Falle einer Kurssteigerung verkaufen. Der Titel befindet sich also auf dem aktuellen Kursniveau eher am oberen Ende meiner Erwartung und ich würde ihn verkaufen, wenn er noch zulegt.
Anhand dieser Einstufung können Sie ablesen, ob es sich für Sie lohnt, den Titel in Ihr Portfolio aufzunehmen, oder nicht. Es wäre unsinnig, wenn Sie einen mit C gekennzeichneten Titel kaufen und dann nach kurzer Zeit feststellen, dass ich ihn rauswerfe.
Insbesondere bei BioNTech und Paypal tue ich mich derzeit schwer mit der Entscheidung zwischen B und C: Beide Titel sind aus Sicht der Börsenhausse extrem günstig. Paypal wächst mit 20% im Jahr und hat ein KGV von nur 28. BioNTech wird Ende 2022 fast 43% seines Wertes in bar in der Bilanz liegen haben. Doch beides sind extrem erfolgreiche Unternehmen der jüngsten Vergangenheit, die wirklichen Gewinne werden erst in der Zukunft erwartet und daher notieren sie auf Kurs/Umsatz-Multipeln, die vor dem Hintergrund der Risikoaversion bei steigenden Zinsen von vielen Anlegern nicht toleriert werden.
Sie werden also ausverkauft, obwohl sie auf Sicht von zwei bis drei Jahren spottbillig sind. Viele Anleger, insbesondere institutionelle Anleger, die regelmäßig Rechenschaft ablegen müssen, haben nicht den langen Atem, um eine längere Durststrecke in einer solchen Aktie durchzustehen.
Verkaufen wir also, um gegebenenfalls den Rückkauf zu verpassen? Oder sitzen wir die Sache aus? Ich weiß noch nicht.
Grundsätzlich werden Sie bemerkt haben, dass sich unser Portfolio in den vergangenen Wochen stark ausgedünnt hat. Inzwischen haben wir keine Spekulation. Lediglich bei den Wachstumstiteln haben wir noch zu viel, insbesondere wenn Sie meine pessimistische Erwartung für die kommenden Monate berücksichtigen. Ich nehme mir dennoch die Zeit, dort eine gute Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten, um nicht zu viel Hin und Her zu erzeugen. Wir befinden uns in einer Marktphase, in der Bullen und Bären noch miteinander um die künftige Richtung ringen. Kurzfristig erwarte ich da noch gar keine Entscheidung, das kann noch einige Wochen in dieser Form weitergehen.
Für die kommenden ein bis zwei Jahre erwarte ich einen Stockpicker Markt.
Anderes als in den vergangenen Jahren, als wir mit Grundsatzentscheidungen über Branchen und Großwetterlage mitsegeln konnten, dürfte sich nun die Spreu vom Weizen trennen, auch innerhalb einzelner Branchen.
Eine wesentliche Änderung für das Jahr 2022, die ich im Dezember angestoßen habe, ist es, das Aktienresearch zu verbessern. Es sind mehrere Dinge, die Sie in den kommenden Ausgaben sukzessive bemerken werden. Allerdings lassen sich solche Änderungen nicht von heute auf morgen einführen, ich bitte daher um ein wenig Geduld, wenn derzeit etwas weniger Aktionismus beim Heibel-Ticker zu sehen ist :-).
Mein Ziel ist es, künftig nicht nur in schlechten Börsenjahren den DAX zu schlagen, was mir regelmäßig gelang und über die Zeit zu einer deutlich besseren Performance des Heibel-Tickers führte als beim DAX, sondern künftig möchte ich auch, dass das Heibel-Ticker Portfolio in guten Jahren besser abschneidet als der DAX. Dafür sollen die Bereiche Dividende und Wachstum langfristiger aufgestellt werden. Der Bereich der Spekulationen wird dann künftig stärker bespielt werden, während die anderen Bereich hoffentlich mit dem DAX mithalten.
Ich nehme mir die Zeit auch deswegen gerade jetzt, weil ich es für eine wichtige Marktphase halte, in der die Rotation aus alten Favoriten in aussichtsreiche, konjunktursensible Titel erfolgt. Ich denke, diese Marktphase wird in den kommenden Monaten noch viele Kaufgelegenheiten erzeugen, wir müssen da nichts überstürzen. Und so kann ich mir parallel dazu auch Zeit lassen mit dem Aussieben des Wachstumsbereichs.
Weiter zum Heibel-Ticker Portfolio / Musterdepot in unserer aktuellen Ausgabe (exklusiv für HT+ Leser): https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1940#ch07
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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