Veröffentlicht von Stephan Heibel am 21.03.2007 um 04:40 Uhr

Börsenanalyse: Gold und Carry-trades

Hallo Herr Heibel,

das verdiente Lob bzgl. Ihres Börsenbriefes spare ich mir mal - auch um zu vermeiden, daß Sie auf die Idee kommen, den Abo-Preis für Ihren Heibel-Ticker Börsenbrief zu erhöhen ;-)).

Daher gleich zu meinen Fragen:

1. Alternatives Edelmetall-Investment: Was halten Sie ergänzend zu Ihren Vorschlägen von einem Investment über goldmoney.com bzw. e-gold.com?

2. Yen-Carry-trades: Nachdem auch von anderen Experten ein Umschwung bei den Yen-Carry-trades erwartet wird, frage ich mich, ob hier nicht ggf. eine gewaltige Crux schlummern könnte: Durch den Abzug der derzeit im US-Rentenmarkt, und ich vermute auch im Aktienmarkt, investierten Gelder wird dem Markt doch entsprechende Liquidität entzogen - d.h. sowohl der Rentenmarkt in den USA (und auch in Europa) als auch in geringerem Umfang der Aktienmarkt werden entsprechend schwächer tendieren. Auch wenn jetzt entsprechende Liquidität in Japan vorhanden ist, befürchte ich, daß sich wie so oft die anderen Märkte mit dem US-Markt "solidarisch" erklären und entsprechend einbrechen. Oder mache ich hier einen Denkfehler?

Gruß, Volker aus Bruchsal


ANTWORT:

Dann spare ich mir auch den Dank für das nicht erfolgte Lob ;-) aber seien Sie beruhigt: Den Abopreis für den Heibel-Ticker PLUS werde ich nicht erhöhen. Ich bin einer der günstigsten Börsenbriefe und kann mir dies aufgrund meiner guten Kostenstruktur leisten. Die an der Börse übliche Gier, die die schönsten Gewinne zunichte macht, wohnt nicht in mir.

Goldmoney.com und e-gold.com schaue ich mir immer öfter an. Noch sind sie nicht verbreitet genug, um ernst genommen zu werden. Ich sehe noch keinen Grund dafür, eine jährliche Gebühr dafür abzuführen, daß mein Geld in einer Goldwährung geführt wird. Da sollte man sich lieber einen Gold-ETF oder ein Gold-Zertifikat kaufen, das kommt letztlich von den Gebühren her günstiger.

Ich erwarte auch nicht das plötzliche Ende unseres Finanzsystems, vielmehr erfolgt die Abwertung der ungedeckten Papierwährungen schleichend, so dass eben ein entsprechendes Goldzertifikat eine ausreichende Absicherung bietet. Wenn Sie sich denn einmal gegen Panzer in den Straßen absichern wollen, dann sollten Sie ein paar physische Goldbarren hierfür zu Hause haben.

Wenn die Akzeptanz von e-gold und goldmoney steigt, bin ich gerne bereit, mein Urteil zu revidieren. Denn dann können Sie tatsächlich Zahlungen darüber ausführen. Derzeit halte ich das aber für verfrüht.


Carry-Trade: Schade, daß ich Ihre Leserfrage nicht schon früher beantworten konnte. Sie haben absolut recht mit der Solidarwirkung des japanischen Aktienmarktes zum US-Aktienmarkt. Die Entwicklungen haben jedoch gezeigt, daß der US-Anleihenmarkt (wie auch der europäische) nach dem Kurseinbruch Ende Februar profitierten. Gelder wurden in Anleihen gesteckt.

Daraus habe ich geschlossen und vor einer Woche im Heibel-Ticker PLUS geschrieben, daß mit der jüngsten Zinsanhebung in Japan zunächst die riskanten Carry-Investments aufgelöst wurden (China-Aktien, Schwellenländer im allgemeinen und andere spekulative Aktien mit niedrigen Dividendenrenditen) und stattdessen in die "sicheren Häfen" der US-Anleihen geschifft wurden.

Vielleicht habe ich mich vor zwei Wochen mißverständlich ausgedrückt: Die Auflösung der Carry-Trades bedeutet nicht per se eine stärkere Nachfrage nach japanischen Aktien, sondern eine stärkere Nachfrage nach Yen. Der Yen sollte meiner Ansicht nach nachhaltig steigen und dadurch die japanischen Aktien  aufwerten. Gleichzeitig ist das Niveau des Yen noch so niedrig, dass die japanischen Unternehmen von den hohen Exportgewinnen profitieren.

In Japan ist durch die Auflösung der Carry-Trades keine zusätzliche Liquidität vorhanden. Es werden Währungen in Yen umgetauscht, die Beträge verschwinden dann jedoch, da damit die Kredite abgelöst werden.

Ich hoffe, ich habe Ihre Fragen beantworten können.

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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