Veröffentlicht von Stephan Heibel am 22.04.2008 um 12:33 Uhr

Börsenanalyse: Haftung der Fed, Tech-Flaute, Patterson-UTI Energy, Marvell, Primion Tech

Hallo Herr Heibel, als Abonnent kurz einige Gedanken, die etwas abweichend sind: 1) Hat vielleicht die US-Notenbank doch recht, die Verluste von Bear Stearns privat zu halten und die Bank an JP Morgan weiterzureichen? Die Aktionäre von Bear Stearns tragen so die Verluste, nicht der Steuerzahler. Und die Notenbank gibt ja nur einen Kredit oder übernimmt sie eine vorrangige Haftung (vor dem Vermögen von JP Morgan)? 2) Ihre Annahme, dass die Subprimekrise ungünstig auch für die Computerbranche ist (Hauptkunde), trifft wohl nur für die Hardware-Firmen zu, nicht für die Software!? Ich denke da an die schwierige Verknüpfung der EDV bei Fusionen (z.B. Bear Stearns-JPMorgan). Auch dürften viele neue Programme nötig zu sein für Controlling (siehe Société Générale, Subprime-Thematik, Zertifikate-Controlling, Expansion nach Osteuropa, Asien). Es gibt ja auch teilweise bei Software wieder die Entwicklung zurück, von Indien nach Europa bzw. USA). Es ist Ihr Verdienst, dass man auch künftig sein Gehirn einschaltet, wenn Sie weiter so mutig und "frech" (z.B. zu Bernanke) Meinung beziehen. Also bitte weiter so! Nun noch kurz zu einem leidigen Thema, meinen Fehlspekulationen. Frage: Jetzt verkaufen, oder als Langfristanlage abhaken? Patterson-UTI Energy, Marvell und Primion Technology (aus Zeichnung). Ich würde mich freuen, wenn Sie Zeit für eine kurze Antwort hätten. Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang aus München ANTWORT: zu 1.: Nein, die Fed steht vorrangig für die Immobilienderivate ein. Es wurde vereinbart, dass von den 30 Mrd. USD Immobilienderivaten die erste Milliarde Verlust von J.P. Morgan getragen wird, danach steht die Fed für die Papiere umgehend gerade. Das Verlustrisiko von J.P. Morgan wird also auf 1 Mrd. USD begrenzt, das der Fed beläuft sich anschließend auf 29 Mrd. USD. Die Gewinnchancen hat J.P. Morgan allein. Es ist natürlich fraglich, ob diese Papiere nun komplett wertlos werden. Die Fed wird dies zu verhindern versuchen und notfalls entsprechende Kapitalmarktmaßnahmen vornehmen. Aber selbst das würde schon zu Lasten eines festen US-Dollars erfolgen und somit den Steuerzahler belasten. zu 2.: Ja, Sie haben Recht, in erster Linie wird die Hardware betroffen sein. Ich habe gerade mit einer leitenden Angestellten des weltgrößten Versicherers AIG telephoniert. Sie sagte mir, dass sie noch keine Budgetkürzungen erfahren habe - weder für Hart-, noch für Weichware. Ihre aufgezählten neuen Anwendungen für die Finanzbranche, Überwachungssysteme bspw., gefallen mir gut. Aber dennoch ist es ein Unterschied, ob man solche Projekte aus dicken Gewinnen finanziert, oder aus der Not heraus. Und in den kommenden Monaten erfolgen solche Projekte wohl eher aus der Not heraus. Mit anderen Worten: Sie haben Recht, die Technologiebranche über einen Kamm zu scheren, ist vermutlich falsch. Man sollte sich jedes Unternehmen im Einzelnen sehr genau anschauen. Die Branche wird es zumindest nicht mehr so leicht haben, wie bisher. PATERSON-UTI ENERGY Die Aktie hat sich doch gerade sehr schön von 18 auf 28 USD entwickelt. Und das bei rückläufigen Umsätzen. Als Bohrunternehmen, das auf dem Festland der USA nach Öl sucht, wird es Paterson weiterhin schwer haben: In den USA ist schon jeder Stein umgedreht worden, und viel mehr Öl gibt es nicht. Warum also nicht den Kursanstieg zum Ausstieg nutzen... und gegen Transocean tauschen? MARVELL Ich weiß nicht: Der Chipsektor für Mobilfunkchips ist derzeit sehr stark umkämpft. Es droht eine Rezession, da werden wohl die Erneuerungskäufe für Handys etwas nach hinten verschoben. Marvell verzeichnet zwar gute Umsatzsteigerungen (35% im letzten Jahr, geschätzte 22% p.a. für die nächsten 5 Jahre), aber die Gewinnmargen bleiben auf niedrigem Niveau. Für Marvell werden Sie einen sehr langen Atem brauchen, oder suchen Sie sich was anderes. PRIMION TECHNOLOGY AG Das Unternehmen kenne ich nicht und mit mittlerweile einer Marktkapitalisierung von nur noch 22 Mio. EUR ist das Unternehmen sehr klein. Da helfen auch Kunden wie Deutsche Telekom, BASF und die FIFA nicht mehr. Natürlich hat dieses finanzschwache Unternehmen in den vergangenen Monaten während der Finanzkrise besonders gelitten, der Kurs hat sich nochmals halbiert. Wenn man den Prognosen glaubt, dann gibt es schon nächstes Jahr eine ordentliche Dividende, dann wachsen die Umsätze mit rund 7% p.a. kontinuierlich an. Die langfristigen Schulden sollen im laufenden Jahr von 14 Mio. EUR auf Null zurückgefahren werden, ich kann jedoch nicht erkennen, wie. Um ehrlich zu sein, das Unternehmen ist zu klein, es gibt zu wenige Informationen, als dass ich mir ein fundiertes Bild machen könnte. tut mir leid. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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