Veröffentlicht von Stephan Heibel am 08.04.2008 um 11:33 Uhr

Börsenanalyse: Lebensversicherungen über Lifejack handeln

Ab und zu wurde ich von Lesern auf die Möglichkeit eines Kaufs von Lebensversicherungen angesprochen. Es gibt Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Als mich nun eine neue Plattform für den Handel von Lebensversicherungen bat, ihre Plattform einmal genauer anzusehen, tat ich dies gerne. So erhalte ich einen kleinen Einblick in dieses Geschäft. Gerne stelle ich meine Ergebnisse auch Ihnen hier im Heibel-Unplugged zur Verfügung: Es handelt sich um http://www.lifejack.de, eine im Oktober vergangenen Jahres online gestellte Webseite von einigen Müchener Versicherungs- und IT-Experten. Und meinem ersten Eindruck zufolge handelt es sich tatsächlich um Experten, denn sowohl die Funktionalität der Webseite, als auch das inhaltliche Angebot sind gut durchdacht. Vorab möchte ich aber schicken, dass das Verkaufen von Lebensversicherungen für jeden Versicherten nur die vorletzte Alternative sein kann, knapp vor dem vorzeitigen Kündigen der Versicherung. Denn eine Versicherung hat man nicht ohne Grund abgeschlossen, eine vorzeitige Beendigung findet häufig nur deswegen statt, weil die für die Zukunft gedachten Gelder heute schon benötigt werden. Doch wer diesen Schritt tut, der verbraucht heute schon das Geld, das er für die Zukunft haben wollte. Eine Kapitallebensversicherung soll beispielsweise einen Beitrag für das Alter darstellen. Es ist also auch keine Alternative, diese Versicherung irgendwann zu verkaufen, weil man meint, man könnte alleine an der Börse bessere Renditen erzielen. Das mag Ihnen einige Jahre gelingen, doch es reicht ein Jahr mit extrem schlechter Performance (siehe 2001 oder auch die vergangenen 9 Monate), um diese Versicherung auf’s Spiel zu setzen. Und das ist schlecht. So wendet sich auch Lifejack nur an Verkaufswillige, die bereits die Kündigung Ihrer Lebensversicherung beschlossen haben. Der Verkauf verspricht in vielen Fällen höhere Erträge zu erzielen, als die Kündigung des Vertrages, da bei der Kündigung meist hohe Gebühren anfallen. Die Plattform ist schön übersichtlich strukturiert. Man kann sich schnell sowohl als potentieller Käufer oder Verkäufer ein Bild über die Werte von laufenden Versicherungen machen. Mit Hilfe eines Renditerechners können Sie Ihre Lebensversicherung analysieren und eine kalkulatorische Rendite errechnen lassen. Während Sie die notwendigen Felder ausfüllen, erhalten Sie stets rechts eine kurze Erläuterung für das jeweilige Eingabefeld angezeigt. Die entsprechenden Daten erhalten Sie auf Wunsch von Ihrer Versicherung. Auch als Käufer kann man sehr schnell nach bestimmten Kriterien selektieren und erhält eine Liste der angebotenen Lebensversicherungen. Käufer werden wohl meist Unternehmen sein, die sich davon versprechen, über die Überschussanteile einen wesentlich höheren Ertrag aus den Versicherungen zu erhalten, als bei festverzinslichen Papieren derzeit üblich. Wenn Sie kaufen oder verkaufen möchten, müssen Sie sich anmelden. Der Anmeldeprozess ist ebenfalls sehr angenehm gestaltet. Es werden zunächst nur Grunddaten erfasst. Später müssen Sie, je nach Ihrer Intention, weitere Unterlagen wie Ihre Ausweisdaten (oder bei Firmen HR-Auszug) und Ihre Bankverbindung nachreichen. Der Verkauf der Versicherung kann eigenständig vorgenommen werden, oder gegen eine Gebühr komplett durch Mitarbeiter von Lifejack abgewickelt werden. Ein netter Service, der insbesondere für Vermittler interessant sein wird. Die Versicherung kann entweder verkauft oder versteigert werden. Eine interessante Möglichkeit, die aber nur dann Erfolg verspricht, wenn die Plattform auch stark frequentiert wird. Das war’s nun auch schon über dieses neue Angebot. Die Seite ist schlank gehalten, mit pfiffigem Design, so dass es Spaß macht, sie zu nutzen. Als pure Handelsplattform ist das sicherlich ein guter Ansatz. Allerdings muss man sich jegliche Hintergrundinformationen selber heraussuchen. Weder über die Hintergründe von Verkäufen von Lebensversicherungen, noch über die unterschiedlichen Entwicklungen der Überschussanteile der verschiedenen Versicherer erfährt man hier etwas. Zumindest ein paar diesbezügliche Hinweise oder Links wären wünschenswert. Im Sinne der Transparenz auf diesem Markt wären solche Informationen hilfreich für Käufer und Verkäufer, um die jeweiligen Versicherungen besser einschätzen zu können. Darüber hinaus fehlen auch noch Hintergrundinformationen darüber, wie die Versicherungen zu Lifejack kommen sowie wie Lifejack potentielle Käufer auf die Plattform lockt. Als potentieller Verkäufer würde mich interessieren, warum ich gerade bei Lifejack den höchsten Preis für meine Versicherung erzielen könnte – und das geht meist nur über die Ansprache einer besonders großen Käufergruppe. Nun gut, soweit ein kleiner Einblick in das Geschäft mit den Lebensversicherungen. Wie gesagt: Durchaus eine sinnvolle Plattform, denn es ist nun einmal ein Fakt, dass Lebensversicherungen in Milliardenhöhe jedes Jahr vorzeitig gekündigt werden. Deren bessere Handelbarkeit ist für den Versicherungsnehmer gut, weil er im Notfall an mehr Geld kommt. Die Handelbarkeit ist für potentielle Käufer gut, denn es können gute Renditen erzielt werden, wenn die Entwicklung der Überschussanteile richtig eingeschätzt wird. Und die Handelbarkeit ist sogar für die Versicherungsgesellschaften gut, weil der Verkaufsvorbehalt der teuren Kündigung verschwindet.{weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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