Werter Herr Heibel, Ihre Hintergrundinformationen finde ich jeweils sehr interessant. Demgegenüber haben sich leider Ihre Aktienempfehlungen in den letzten Monaten eher als Kontraindikator erwiesen, wofür ich einiges Lehrgeld habe zahlen müssen, bevor ich nun wieder die Finger davon lasse. Meine Frage betrifft ein ganz anderes Feld. Was führt Ihrer Meinung nach dazu, dass der EURO-CHF Wechelkurs-Chart zumindest kurzfristig einem Abbild der Dax-Kurve gleicht? Dax bergauf = CHF bergab und umgekehrt. Und wohin wird Ihrer Meinung nach die Reise beim CHF gehen? Mit besten Grüssen, Klaus aus Chur, Schweiz ANTWORT Besten Dank für Ihr Schreiben. Ich arbeite gerade einige neue Ansätze aus, mit denen Sie künftig hoffentlich besser fahren. Der Schweizer Franken gilt als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. In Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs von 2003 bis Mitte letzten Jahres stiegen die Börsen, das Sicherheitsbewusstsein der Anleger nahm ab. Entsprechend fiel der Schweizer Franken. Der Euro stieg gegenüber dem Franken von 1,50 CHF/EUR im Jahr 2003 auf 1,68 CHF/EUR im vergangenen Sommer. Seit die US-Immobilienkrise ihre ersten Opfer verlangte, vollzog der Franken eine Rallye: Der Euro fiel auf 1,55 CHF/EUR zur Bear Stearns Beinahe-Pleite. Seither erfolgte eine Gegenbewegung bis auf aktuell 1,59 CHF/EUR. Die überwiegend konträre Entwicklung zu den Aktienmärkten führe ich zum einen auf die Funktion des Schweizer Franken als sicheren Hafen zurück, zum anderen aber auch auf Carry Trades. Das Niedrigzinsland mit der schwachen Währung wurde zur Kreditaufnahme genutzt, die Kreditsumme wurden anschließend in hochverzinslichen Währungen wie USD oder dem britischen Pfund angelegt. Das war eine Spekulation, die jedoch ebenfalls langsam dem Ende entgegen geht. Denn inzwischen hat die Schweizer Nationalbank den Zins seit Mitte 2003 in vielen Schritten deutlich angehoben. Die Zielbandbreite stieg von 0%-0,75% auf 2,25%-3,25%. Gleichzeitig sind die Zinsen in den USA und in Großbritannien gesunken. Der Zinsvorteil ist somit nicht mehr gegeben. Ein weiterer Aspekt macht mir Sorgen: Die Schweizer Nationalbank hat zu billigsten Goldpreisen einen Großteil ihrer Goldreserven verkauft. Der Schweizer Franken war bislang genau deswegen ein Sicherer Hafen, weil er besser als andere Währungen mit Gold gedeckt war. Dies ist nun nicht mehr gegeben. Ich erwarte daher für die Zukunft eine Abkopplung des Schweizer Franken von den Aktienbörsen. Die Funktion des sicheren Hafens wird abnehmen, also wird der Franken nicht mehr gegenläufig zur Aktienbörse laufen. Weiterhin sind die Carry Trades inzwischen zu einem großen Teil aufgelöst, also werden Kreditrückführungen den Franken nicht mehr stützen. Für das laufende Jahr kann ich mir gut ein Schwanken des Franken zwischen 1,50 und 1,60 vorstellen. Anschließend muss es sich zeigen, ob allein die stabile politische Situation der Schweiz ausreicht, um für den Franken einen sicheren Hafen darzustellen. Gleichzeitig wird der Euro jedoch weiterhin fest bleiben, so dass es schwer werden wird für die Schweizer, den Außenwert stabil zu halten. {weiter[40|9]}
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