Veröffentlicht von Stephan Heibel am 26.10.2008 um 14:58 Uhr

Börsenanalyse: Systemgläubigkeit gegen Weltuntergang

Lieber Herr Heibel,

Sie sind mir persönlich sympathisch, und wir hatten auch schon so mache Konversation.

Nur kurz möchte ich noch ergänzen, warum ich mit Ihren Infos nichts mehr anfangen zu können glaube. Ich zitiere Sie:

"Durch diesen Schritt ist eine Weltwirtschaftskrise, eine weltweite Depression, vom Tisch. Was wir 1929 bis 1932 erlebten war der totale Vertrauensverlust in das Wirtschaftssystem. Diese Befürchtung ist vorerst vom Tisch."

Nun, Sie zeigen nach meiner Interpretration hier totale Systemgläubigkeit; gar nichts ist vom Tisch; durch eine staatliche Garantie wird doch logischerweise lediglich der (im übrigen völlig berechtigte) Vertrauensverlust in Banken etc. nun auch auf den Staat erweitert! Auch in den 20ern versuchte der Staat den privaten Giftmüll seiner Zeit zu stützen; als die Anleger das  mitbekamen, verloren sie eben auch das Vertrauen in den Staat. Daß dies damals so war ist natürlich allein kein zwingender Grund für eine Wiederholung; jedoch ist es ein Indiz. Aber auch ohne Indizien kann man leicht erkennen, daß das Vertrauen in Politik und Führung (wie gesagt völlig zu Recht) abbröckelt.

Mein Mißtrauen in die politische Führung ist jedenfalls abgrundtief, schon seit Jahren, und was im Moment passiert ist lediglich, daß immer mehr Bürger darauf kommen daß die Böcke sich als Gärtner verkleideten...

Wobei ich Ihnen recht gebe ist, daß man (vielleicht noch eine Weile) traden kann; nach fundamentalen Gründen braucht man aber nicht mehr zu suchen. Glauben Sie den Angaben über Gewinne noch? Sind 5% Dividende genug wenn die Geldmenge um 20% steigt? Werden die 5% auch in 6 Monaten noch gezahlt werden?

herzlichen Gruß, Andreas aus Irland


ANTWORT:
besten Dank für Ihre Einschätzung. Ich kann Ihnen weitgehend folgen und bin auch sehr skeptisch gegenüber der Zukunft unseres Systems. Und ich denke, ich bin alles andere als systemgläubig. Aber vielleicht überschätzen Sie die Bevölkerung, die sich Jahrzehnte lang an der Nase herum führen ließ. Ich denke, es wird noch Jahre dauern, bis unser System zusammen brechen kann.

Zunächst haben wir uns mit der Staatsgarantie ein wenig Zeit erkauft und nun ist es an der Politik, das System wieder so zu modifizieren, dass es noch ein paar Jahre hält - das wieder ein wenig Vertrauen zurück kehrt. Und was danach passiert - der totale Rückfall oder eben doch ein tragfähiges System - das wird sich erst in ein paar Jahren zeigen, denke ich.

Aber gut, am heutigen Tagen geben die Kurse Ihrer Theorie recht :-( {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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