Veröffentlicht von Stephan Heibel am 17.03.2008 um 09:38 Uhr

Börsenanalyse: Weltwirtschaftskrise à la 30er

Sehr geehrter Herr Heibel, ich bin seit kurzem Abonnent Ihres Heibel-Tickers und danke Ihnen für Ihre aufschlussreiche und informative Berichterstattung und Analyse über das Börsengeschehen und die wirtschaftlichen Zusammenhänge. In den letzten Wochen - nach Zuspitzung der Immobilien- und Finanzkrise - habe ich mich immer intensiver mit diesem Thema und den Folgen beschäftigt. Und meine Sorgenfalten auf der Stirn sind dabei nur gewachsen. Denn, es scheinen sich - mittlerweile gibt es immer mehr warnende Stimmen - die Vorzeichen einer weltweiten Wirtschaftskrise ähnlich wie in den 3Oer Jahren massiv zu verdeutlichen. Stichwortartig zähle ich z.B. auf: - Immobilienkrise in USA lange nicht ausgestanden - Preise fallen nach wie vor teilweise massiv - USA manipulieren immer heftiger diverse Wirtschaftszahlen (Inflation etc.) und schränken Veröffentlichung dieser Zahlen weiter ein (wie z.B. Geldmenge M3 und andere) - "Schlechte Schulden" wurden auf "AAA" upgegratet und x-mal weltweit in verschiedenen Finanzprodukten verkauft (CDO´s etc.) - Kreditversicherer werden bereits von der Politik in den USA unter Druck gesetzt kurzfristigst massiv Kapital zu beschaffen - Es schlummern noch ungeahnte Milliardenverluste in den Bankenbilanzen, die alle abgeschrieben werden müssen - Zentralbanken verkaufen massiv Gold um den Kurs des Edelmetalls zu drücken - Immer weniger Golddeckung des Papiergeldes vorhanden - Immobilienblasen auch in Spanien (4 Mill. Wohnungen unverkäuflich), England usw. - Agrarrohstoffe steigen massiv im Preis an - usw. usw. Im Internet findet man immer mehr Berichte, die böses ahnen lassen. Unter anderem konnte ich gestern einen Vortrag eines Investors hören (siehe: www.hartgeld.com), der als Ausweg aus der drohenden SEHR NAHEN Weltwirtschaftskrise schlimmer noch wie in den 30er Jahren nur drei Möglichkeiten sieht: a) Gold und Silber in physischer Form b) Minenaktien c) bestimmte Rohstoffe (Ackerland oder Ölquellen). Dieser Mann beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten als erfolgreicher Investor - insbesondere auf den Aktienmärkten - und ist bereits vor mehr als 2 Jahren aus den Aktien komplett ausgestiegen und heute ausschließlich in diesen 3 Assets engagiert. Auf seiner Homepage finden sich alle möglichen Sammlungen von internationalen Berichten und er bekommt aufgrund seiner mittlerweile hohen Bekanntheit auch jede Menge Insider-Informationen, die Schlimmes ahnen lassen (Motto "Rette sich wer kann"). Er argumentiert insbesondere auch mit dem Kontratief-Zyklus, der Ende der 40er Jahre begonnen hat und sich nun dem Ende zuneigt (Ende = Geld und Vermögensvernichtung). Er erwartet noch im 1. Halbjahr 2008, dass es zu einem massiven Schulden- und damit auch Vermögensabbau (Papiervermögen) kommen wird und dieser muss über einen Crahs und Hyperinflation ausgeglichen werden. Es wurde ein gigantischer Schuldturm seit den 80er Jahren aufgebaut - weit höher als vor der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren -, der nur über einen"Finanzcrash" und  à la longue eine massive Währungsreform wieder abgebaut werden kann, ja muss. Unser gesamtes Finanz-, Sozial- und Währungssystem ist lt. seinen Aussagen und der vieler anderer namhafter Experten in großer GEFAHR! Nun würde mich die Meinung eines "Experten" nicht unbedingt aus der Ruhe bringen, leider sind jedoch im Internet vor allem auch aus seriösen Quellen immer mehr warnende Stimmen zu finden. Mich interessiert wie Sie als erfahrener und studierter Volkswirtschaftler die Situation einschätzen, denn ich überlege ernsthaft, mir größere Mengen Gold oder Silber zu beschaffen, um einem drohenden weltweiten Finanzholocaust zu entgehen. Vielen Dank für Ihre Einschätzung! Freundliche Grüße, Gerhard aus Deutsch Wagram, Österreich ANTWORT: Ich stimme Ihren Ausführungen prinzipiell zu, mit der folgenden Ausnahme: "- Zentralbanken verkaufen massiv Gold um den Kurs des Edelmetalls zu drücken" ...das tun sie immer. Derzeit kauft die chinesische Zentralbank alles an Gold auf, was sie kriegen kann. Unterm Strich sind die Zentralbanken meiner Ansicht nach daher eher Käufer. Das Argument stimmt also nicht. Und noch eine zweite Aussage möchte ich relativieren: "...drohenden SEHR NAHEN Weltwirtschaftskrise..." Die Märkte sind immer viel viel länger irrational, Fehlentwicklungen werden immer viel viel mehr übertrieben, als es mit vernünftigen Argumenten erklärbar ist. Ich würde mich also nicht auf eine "sehr nahe" Katastrophe einstellen. Es gibt immer wieder Korrekturen, Gegenbewegungen, Instrumente und Ideen, die das aus dem Ruder gelaufene System doch noch eine Weile länger weiterlaufen lassen. Wer sich also von Panikmachern anstecken lässt, der läuft Gefahr, ein paar Jahrzehnte auf die Weltwirtschaftskrise zu warten und am Ende als ewig gestriger Miesmacher nicht mehr ernst genommen zu werden. Ungeachtet dieser Relativierungen habe auch ich das Vertrauen in US-Dollar und Euro weitgehend verloren. Im Vergleich zum Gold sind diese Papierwährungen derzeit Spielball der Politik und Instrument der Entschuldung. Ob es nun zu einer Weltwirtschaftskrise oder aber einem schleichenden Wertverlust kommt, ist mir da egal. Ich möchte einen Teil meiner Vermögensvorsorge unabhängig von diesem Papiergeld umsetzen. Dazu würde ich aus heutiger Sicht etwa 10% in Edelmetalle (Gold ist mehrwertsteuerfrei zu bekommen, Silber hat jedoch das größere Kurspotential) anlegen. Weitere 20% würde ich in rohstoffnahe Papiere anlegen (Gold-, Agrar-, ... -Zertifikate, Minen etc.). 30% in Immobilien, 10% bar bzw. Festgeld und die verbleibenden 30% auf Anleihen (derzeit nur kurzläufige) und Aktien (derzeit Technologie) aufteilen. So eine Beispielstruktur, wie ich sie für sinnvoll halte, ohne in Panik zu geraten. Ich kenne die Weltuntergangspropheten seit den 80er Jahren. Sie haben die Jahrhundertrallye an den Aktienbörsen verpasst, sie haben die Rallye von 2003 bis heute verpasst und sie werden auch die nächsten Rallyes verpassen. Vorsicht ist angebracht, aber keine Panik. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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