Veröffentlicht von Stephan Heibel am 11.03.2008 um 13:50 Uhr

Börsenanalyse: Wirkung des Leverages auf Thornburg & Carlyle

Guten Tag, da hat es auch Carlyle voll getroffen. Dass der Peloton ABS Master Fund geschlossen werden musste,  ist schon eine Sensation. Dies vor allem deshalb, weil der ABS-Fonds noch im vergangenen Jahr als einer der Gewinner der Finanzkrise galt, nachdem er ein Plus von mehr als 80 Prozent ausgewiesen hatte. Entstanden war die positive Wertentwicklung daraus, dass Beller und Grant im Jahr 2007 treffsicher auf Wertverluste am amerikanischen Subprime-Markt gesetzt hatten. Die hatten 80 % Gewinn und sind angeblich immer noch Short und machten Pleite, wie geht das? Thomas aus München ANTWORT: Das funktioniert wie folgt: Eine Firma wie Carlyle oder auch Thornburg sammelt einen Betrag X von Investoren / Aktionären oder ähnliches ein. Sagen wir einmal, sie sammeln 5 Mrd. USD ein. Mit diesem Eigenkapital geht das Unternehmen dann zu einer Bank und sagt: Wir möchten das Geld nicht zum Fenster rauswerfen, wir kaufen keine Ferraris, sondern wir investieren das Geld. Und zwar in Immobilien. Die Bank schaut dann in ihre Bücher und stellt fest, dass das Ausfallrisiko bei Immobilienkrediten bei 5-7% liegt. Also wird berechnet, wenn das Unternehmen beispielsweise 9 mal das Eigenkapital an Kredit erhält ( also 9x5=45 Mrd. USD), dann könnten von den insgesamt vergebenen Immobilienkrediten (also 45 Mrd. USD Kredit plus 5 Mrd. USD Eigenkapital) locker 7% den Bach runtergehen (also 50 Mrd. USD x 0,07 = 3,5 Mrd. USD). Das Unternehmen hätte dann noch immer einen Puffer von 1,5 Mrd. USD vom Eigenkapital. So sagt man dem Unternehmen einen Kredit in Höhe von 45 Mrd. USD zu und nimmt als Sicherheit die 5 Mrd. USD Eigenkapital plus natürlich die für die Kreditsumme vergebenen Immobilien. Nun wurden von den 50 Mrd. USD Immobilien finanziert, die inzwischen nur noch 45 Mrd. USD wert sind, denn die Immobilienpreise sind gefallen. Also stimmt die Rechnung der Bank inzwischen nicht mehr und das Unternehmen wird aufgefordert, mehr Sicherheiten, mehr Eigenkapital oder ähnliches zu bringen. Wenn das nicht geht, dann werden die Immobilien liquidiert. Das Unternehmen ist pleite. Carlyle hat offensichtlich den kommenden Immobilienpreisverfall kommen sehen und hat mit einem Teil des Kredites eben keine Immobilienkredite vergeben, sondern den Immobilienmarkt geshortet. Wenn sie aggressiv vorgegangen sind, dann waren es vielleicht bis zu 5% des Kreditvolumens, das in Shorts gesteckt wurde. Diese kleine Position wirkt sich zwar exorbitant positiv auf das Eigenkapital aus, der Gewinn ist offensichtlich mal eben um 80% gestiegen, aber auf die Kredit- und Besicherungsrechnung der Bank hat das kaum einen Einfluss. Die verbleibenden Kredite sind trotzdem nicht ausreichend besichert und auch hier wird liquidiert. {weiter[40|9]}

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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