Veröffentlicht von Stephan Heibel am 06.02.2009 um 07:11 Uhr

Börsenkrise: Moral der Elite ist gefragt

Guten Tag Herr Heibel, wie viele gesundheitlich angeschlagen war ich gestern Abend bereits auf dem Weg ins Bett, als ich doch noch den Fernseher anschaltete und auf BBC World News hängen blieb. In einer Diskussionsrunde saßen unter anderem der Vize der AIG, die Finanzminister Schwedens und eines afrikanischen Landes, sowie eine Berkeley-Professorin die sagte, auch im Aufsichtsrat von Morgan Stanley zu sitzen. "Seltene Gelegenheit" dachte ich mir. Ausgehend von der der Berkeley-Dame, die in ihrem weltfremden Auftreten offensichtlich nicht nur mich ganz ordentlich ärgerte, kam es zu folgendem für mich haarsträubenden Ergebnis: Wir sind alle Opfer des Systems. Hier saßen und sprachen Mitglieder der Finanzelite; wenn diese ihre Verantwortung in Bausch und Bogen von sich weisen und mit dem Finger auf das System zeigen, so ist das nicht nur ärgerlich und inakzeptabel, sondern hochgradig kriminell. Ich erlaube mir zwei provokante Beispiele: Eliten sind dafür da, Verantwortung zu übernehmen, wohingegen sich das unterbezahlte Reinigungspersonal einer globalisierten Profitmaximierungsfirma gerne über das korrupte System beklagen darf und soll. Wenn die Finanzelite nicht verantwortlich ist für gravierende Fehlentwicklungen auf ihrem Gebiet, dann dürfen dies in Zukunft sachlogisch auch andere Eliten für sich einfordern - Frau Merkel und Herr Steinbrück können nichts dafür und nichts dagegen, und auch Herr Obama darf sich sicher sein, im Zweifel im "System" den Schuldigen zu finden. Wenn man diese Zurückweisung von Verantwortung jetzt noch auf historische Situationen anwendet ... Genug; lieber Herr Heibel, nachdem ich auch Ihren aktuellen Ticker Plus inklusive hochinteressantem Gastkommentar gelesen habe, rufe ich Ihnen zu: Bleiben Sie voll Hoffnung, und suchen Sie weiter und gewohnt redlich nach jeglichem Silberstreif am Horizont! :) Dank und Gruß, Tobias ANTWORT: Vielen Dank für Ihre klaren Worte, ich werde Ihren Beitrag auf Heibel-Unplugged veröffentlichen. Ja, Sie haben recht, von der Elite sollte ein anderes Verhalten erwartet werden dürfen. Ein dem Untergang geweihtes Schneeballsystem sehenden Auges so lange mitzufahren, wie möglich, um dann als erster abzuspringen (Beispiel Ackermann) ist kein redliches Verhalten. Aber ich gebe zu bedenken, dass all jene, die das von Ihnen eingeforderte redliche Verhalten an den Tag gelegt haben, niemals eine Chance hatten, ein Unternehmen wie AIG, Deutsche Bank, IKB, etc. zu führen. Sie wurden als Erbsenzähler links liegen gelassen und sind heute zuständig für Mittelstandskredite L-P. Insofern ist es doch letztlich die Gier der Aktionäre und damit der Bevölkerung inklusive der Politik, die dazu führte, dass eben diese unredlichen Manager an die Macht kamen.{weiter[40|9]}

...

Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

heibel-ticker.de

Twitter LinkedIn YouTube Podcast Xing


Der wöchtenliche Börsenbrief für alle, die professionellen und ehrlichen Rat für ihren Vermögensaufbau suchen. Jetzt gemeinsam mit über 25.000 Mitgliedern kostenfrei erhalten.

Heibel-Unplugged ist der Blog des Heibel-Ticker Börsenbriefs zur Ergänzung fachlicher Börsenexpertise mit dem Investoren-Sentiment

© Copyright 2006 - 2025 Heibel-Unplugged