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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 23.08.2021 um 13:48 Uhr

Investmentideen, deren Zeit jetzt gekommen ist: Airbnb, TeamViewer & BioNTech

Zykliker? Defensive Titel? Wachstumsaktien? In Kapitel 04 meiner aktuellen Börsenbrief Ausgabe 21/33 zeige ich auf, welche Aktien für die aktuelle Situation meiner Ansicht geeignet sind.

Grob gesagt gibt es derzeit drei Aktiengruppen: Wachstumsaktien, Zykliker und Defensive. Alle drei Gruppen haben ihre Vorzüge, aber auch ihre Gefahren.

Defensive Aktien wie Versorger oder Aktien aus der Gesundheitsbranche profitieren derzeit besonders vom Negativzins. Wenn Anleger ihr Engagement reduzieren, um sich auf eventuell volatile Wochen vorzubereiten, sitzen sie plötzlich auf einem Berg von Cash, der negative Zinsen produziert - also Geld kostet. Unangenehm, oder? Da sucht man sich lieber Aktien, mit denen man die Turbulenzen aussitzen kann. Die Liste der 52-Wochenhochs aus Kapitel 02 ist da sehr hilfreich.

Doch wenn sich herausstellt, dass die Delta-Mutation zwar die Menschen schneller infiziert, aber nicht so starke Krankheitsverläufe nach sich zieht, dass die Wirtschaft erneut beeinträchtigt wird, dann könnte sich die Impfstoffrallye fortsetzen. Defensive Aktien würden dann verkauft werden, weil die anderen Aktien mehr Rendite versprechen. Wer zu stark in defensive Aktien investiert, läuft Gefahr, die nächste Rallye zu verpassen.

Zykliker sind das Gegenstück zu den defensiven Aktien. Zyklische Unternehmen stehen häufig kurz vor dem Konkurs und können kurze Zeit später, wenn die Konjunktur anzieht, das Geld in Schubkarren in den Tresor fahren. Sollte die Delta-Mutation also nicht zu neuen globalen Logistik-Problemen führen, könnten gerade diese Aktien deutlich zulegen.

Je länger sich jedoch die Ungewissheit über den Ausgang der Delta-Mutation hinzieht, desto weiter werden die Zykliker korrigieren, gegebenenfalls ziehen sie dann den DAX sogar auf 13.750 Punkte.

Bereits seit Jahresbeginn laufen die Wachstumstitel weitgehend seitwärts, oder können zumindest nicht mit den Zyklikern mithalten. Amazon notiert beispielsweise auf dem Kursniveau des Jahresbeginns. In der Zeit der Ungewissheit würde ich daher derzeit Wachstumsaktien vorziehen: Sie sind weniger volatil und auch weniger abhängig von den derzeit belastenden Faktoren.

Ich habe mir daher diese Woche die derzeit rund 200 Titel angeschaut, die ich in meinen verschiedenen Beobachtungslisten habe. Das ist ziemlich zeitaufwendig, ohne dass Sie erfahren, welche Aktien ich alle nicht genommen habe. Dies nur als kleine Erklärung dafür, dass ich diese Woche auf die Beantwortung von Leserfragen vollständig verzichtet habe.

Hier also ein paar meiner Favoriten:

• Airbnb
• TeamViewer
• BioNTech


AIRBNB

Das Unternehmen ist erst Ende 2020 an die Börse gegangen. der ideale Moment, dachten viele, denn Corona führte dazu, dass Reisende lieber in individuellen Unterkünften nächtigen als in Hotels mit großen Frühstückssälen und einer großen Lobby. Die Aktie sprang von 115 auf zwischenzeitlich 181 Euro, um seither wieder zurückzufallen. Aktuell steht die Aktie bei 121 Euro, die Marktkapitalisierung von 90 Mrd. USD sind für den Jahresumsatz von 5 Mrd. USD völlig überzogen, das KUV steht bei 18.

Dennoch halte ich die Aktie für interessant: Individualreisen haben noch gar nicht wieder richtig begonnen. Wer in diesem Sommer auf Reisen ging, hat sich meist in die Corona-Sicherheit eines TUI-Konzerns begeben oder ist mit dem Camper unterwegs gewesen. Je mehr wir jedoch realisieren, dass Corona uns einige Jahre begleiten wird, und gleichzeitig Geschäfts- und Urlaubsreisen anziehen, werden diese individuellen Unterkünfte gefragt sein.

Für die kommenden fünf Jahre wird ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 100% p.a. erwartet. Der Umsatz springt derzeit gegenüber dem Lockdown-Quartal um 380% an. Doch auch für das nächste Jahr wird ein weiterer Anstieg von 30% erwartet, was ich persönlich für recht konservativ halte.

In meinen Augen ist Airbnb genau die Aktie für die Phase der Ungewissheit, in der wir uns befinden: Wie sicher schützt uns die Impfung? Wie lange brauchen wir noch die Maske in geschlossenen Räumen? Gleichzeitig fühlen sich viele Menschen durch die Impfung sicher genug, um sowohl Geschäft- als auch Privatreisen wieder aufzunehmen.

TEAMVIEWER

Im Rahmen des Lockdowns war die Aktie von 25 auf 50 Euro angesprungen. Es folgte eine Konsolidierung bis auf 37 Euro, bevor die dritte Welle im Frühjahr den Kurs erneut auf 50 Euro hievte, ohne ein neues Allzeithoch zu erzielen. Danach brach die Aktie ein, heute notiert sie wieder bei 27,30 Euro. Das KGV 22e steht bei 27, dabei wächst der Gewinn (EBITDA) mit 30%. Ich würde sagen, TeamViewer ist spottbillig.

Die Kurskapriolen führe ich auf ein falsches Verständnis zurück, dem auch ich ursprünglich erlegen bin: Warum konnte TeamViewer nicht das Zoom-Video Deutschlands werden? Doch die Antwort hatte ich schon im Frühjahr 2020 gegeben, ohne den Unterschied wirklich zu begreifen: TeamViewer ist für IT-Administratoren und nicht für Konsumenten.

Ich habe diesen Sommer die Software von TeamViewer für den Fernzugriff auf meinen zu Hause gelassenen Laptop genutzt. Erstmals seit vielen Jahren habe ich im Urlaub lediglich mein iPad dabei gehabt und konnte von Italien aus problemlos die für mich wichtigen Excel-Funktionen nutzen, die unter iOS nicht funktionieren.

Wenngleich TeamViewer also nicht in Konkurrenz zu Zoom tritt, so ist deren Angebot in meinen Augen elementar für die Zukunft unserer IT-Infrastruktur. Der Fernzugriff auf das heimische Netzwerk und auf heimische Computer wird mMn für Unternehmen immer wichtiger. Mitarbeiter im Homeoffice werden von der Unternehmens-IT mit Hilfe von TeamViewer unterstützt.

Wenn wir also auf eine Phase zulaufen, in der wir nicht genau wissen, wie stark die Delta-Mutation unseren Alltag beeinträchtigen wird, dürften viele Unternehmen ihre Anstrengungen für die Unterstützung der Home-Office Arbeitsplätze nochmals verstärken.

BIONTECH

Mit CureVac sind wir auf die Nase gefallen. Die schlechten Testergebnisse haben die Aktie des innovativen Unternehmens in den Keller gepeitscht. Unser Stop Loss sorgte dafür, dass wir zu Tiefstkursen aus der Aktie getrieben wurden, die inzwischen schon wieder um 80% gestiegen ist. Die mRNA-Technologie ist richtungsweisend für die Zukunft der Medikamentenforschung in vielen Bereichen und selbst ein Unternehmen, das sich teilweise in staatlicher Hand befindet, wird zumindest als attraktiver Übernahmekandidat für einen Pharmakonzern deutlich mehr Wert sein als der Kurs, der nach dem Ausverkauf in Folge der schlechten Testergebnisse erreicht wurde.

Ich habe mit der Empfehlung von CureVac einen Fehler gemacht: warum auf den Zweitbesten setzen, wenn der Beste auch aus unserer Heimat kommt und einen Erfolg nach dem anderen feiert? Warum also nicht gleich BioNTech?

Gut, die Aktie ist teuer: Das KUV steht bei 4, das KGV bei nur noch 9. Es wird schon an einem modifizierten mRNA-Impfstoff gearbeitet, der besser gegen die Delta-Mutation schützt. Es würde mich nicht überraschen, wenn BioNTech auch in diesem Wettrennen die Nase vorn hat.

Christian Drosten hat nun die Meinung geäußert, dass eine Auffrischungsimpfung, also eine dritte Spritze, für die wenigsten nötig sei. Lediglich Risikogruppen solle man jetzt schon eine Auffrischungsimpfung anbieten. Das nährt die Befürchtung einiger Anleger, das Impfstoffgeschäft von BioNTech könnte sich als Eintagsfliege herausstellen. Was, wenn der Umsatz im nächsten, oder spätestens im übernächsten Jahr wegbricht? Was, wenn Corona besiegt wird?

Inzwischen wissen wir aber, dass Corona nicht besiegt werden kann. Es wird keine Herdenimmunität geben und ausrotten lässt sich das Virus auch nicht mehr. Immer neue Varianten werden immer wieder angepasste Impfstoffe erforderlich machen, mit denen zumindest gefährdete Bevölkerungsgruppen geimpft werden sollten. So wie heute schon jährlich eine Impfung gegen Influenza angeboten wird.

Und wenn ich in Kapitel 02 meiner aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe 21/33 über die rosigen Zukunftschancen in der Biotech-Branche geschrieben habe, dann betrifft das auch die weiteren Einsatzgebiete der mRNA-Technologie.

Um es kurz zu machen: BioNTech gehört in unser Portfolio.


Das sind aktuell meine drei heißen Favoriten. Ich würde zunächst mit einer spekulativen Position in XY beginnen. Die beiden anderen würde ich je nach weiterem Verlauf der Korrektur bzw. Erholung dann zu einem späteren Zeitpunkt an Bord holen.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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