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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 21.01.2025 um 10:45 Uhr

Pharmaindustrie produziert hauptsächlich nur noch für die USA - mit Auswirkungen für Eli Lilly und Novo Nordisk

Die Pharmaindustrie konzentriert sich zunehmend auf den US-Markt – und das aus gutem Grund. In den USA sind die Margen höher, die regulatorischen Hürden geringer, und die Zahlungsbereitschaft für innovative Medikamente deutlich ausgeprägter als in Europa. Während europäische Gesundheitssysteme stark reguliert sind und niedrige Preise verlangen, erwirtschaften Pharmaunternehmen ihre größten Gewinne in den USA.

Trump und Kennedy: Herausforderungen für die Pharmaindustrie

Die Amtseinführung von Donald Trump und die Ernennung von Robert Kennedy zum Gesundheitsminister könnten erhebliche Auswirkungen auf die Pharmaindustrie haben. Trump fordert eine drastische Senkung der Gesundheitskosten, während Kennedy betont, dass Prävention durch gesunde Ernährung wichtiger ist als medikamentöse Behandlungen. Diese Entwicklungen könnten die bisherigen Strategien der Pharmakonzerne ins Wanken bringen.

Pharmaindustrie forscht fast ausschließlich für die USA

Richtig ist jedoch tatsächlich, dass die Pharmaindustrie eigentlich ausschließlich für die USA forscht. Bei meinem Gespräch mit dem Management von BB Biotech vor einigen Wochen wurde mir berichtet, dass sogar Marktzulassungen für Medikamente eigentlich nur für den USA-Markt durchgerechnet werden. Dort wird Geld verdient. Ob dann auch die EU "beglückt" wird, sei dann anschließend ein Luxusproblem, denn hier könne man nur wenig verdienen.

Unser Gesundheitssystem ist inzwischen so stark reguliert, dass Pharmakonzerne in ihren Entwicklungen gar nicht mehr auf die Bedürfnisse der EU-Bürger achten, sondern ausschließlich auf die der US-Bürger. Wenn nun auch die Verdienstmöglichkeiten der Pharmaindustrie in den USA beschnitten werden, leidet dann die Innovation? Oder findet Trump einen anderen Weg, um die Kosten seines Gesundheitssystems zu senken?

GLP-1-Medikamente: Wachstum mit Herausforderungen

Die hohe Nachfrage nach GLP-1-Medikamenten ist eng mit der politischen Entwicklung in den USA verknüpft. Die regulatorischen Eingriffe der neuen Regierung könnten die Rahmenbedingungen für diese Unternehmen erheblich beeinflussen. Gleichzeitig stehen Produzenten wie Novo Nordisk und Eli Lilly vor operativen Herausforderungen.

Unternehmen wie Novo Nordisk und Eli Lilly, die GLP-1-Medikamente zur Gewichtsabnahme und Diabetesbehandlung anbieten, stehen vor erheblichen Herausforderungen. Die strengen regulatorischen Anforderungen und die potenziellen politischen Änderungen in den USA könnten ihre Wachstumspläne beeinflussen. Dennoch bleibt der Markt für GLP-1-Medikamente mit einem geschätzten Volumen von 100 Milliarden USD bis Ende des Jahrzehnts attraktiv.

Novo Nordisk und Eli Lilly: Wachstumsgrenzen durch Produktionsengpässe

Novo Nordisk kommt nach dem Ausverkauf aufgrund enttäuschender Studienergebnisse zu CagriSema nicht richtig in Schwung. Das Unternehmen kämpft mit Produktionsproblemen, während Konkurrent Eli Lilly kürzlich seinen Umsatzausblick für 2024 gesenkt hat – ein Schock für Anleger. Insbesondere die Verkäufe der GLP-1-Medikamente Zepbound und Mounjaro lagen mit 1,9 bzw. 3,5 Milliarden USD unter den Erwartungen.

Ein Hauptproblem sind die Produktionskapazitäten: Die Nachfrage nach diesen Medikamenten übersteigt das Angebot bei weitem. Diabetes-Patienten haben Vorrang, während Fettleibigkeitspatienten nur nach und nach in die Therapie aufgenommen werden – abhängig von der Produktionskapazität der Hersteller. Die Wachstumsgrenzen liegen also nicht in der Nachfrage, sondern in den Fertigungsprozessen.

Herausforderungen durch steigenden Kostendruck

Die Abnehmspritze kostet in den USA rund 1.000 USD pro Monat, in Europa hingegen nur 250 bis 400 Euro. Diese Preisdifferenz wirft Fragen auf: Wer verdient in den USA an den hohen Preisen? Sollten die regulatorischen Bedingungen verschärft werden, könnte dies die Innovationskraft der Branche beeinträchtigen.

Natürlich werden Kennedy & Trump auch die Pharmaindustrie in die Pflicht nehmen und mit Preiskontrollen oder ähnlichem drohen. Doch wo genau am Ende gespart wird, das ist in meinen Augen völlig offen. Vielleicht gibt es ja tatsächlich Ineffizienzen, die beseitigt werden können. Zumindest gehe ich davon aus, dass die Kosten, die das Gesundheitssystem dadurch spart, dass weniger Menschen mit Folgekrankheiten der Fettleibigkeit das System belasten, höher sind als die Kosten der Verabreichung der Abnehmspritze.

Regulatorische Herausforderungen vs. Wachstumspotenzial – Ein Balanceakt für die Pharmaunternehmen

Trotz politischer Unsicherheiten bleibt die Nachfrage nach innovativen Medikamenten ungebrochen. Die Pharmaindustrie steht vor der Herausforderung, Wachstum und Profitabilität mit regulatorischen Anforderungen und gesellschaftlichem Druck in Einklang zu bringen.

Wir bleiben daher bei Novo Nordisk investiert und beobachten die Entwicklung genau.

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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