Die Sentimentanalyse erstelle ich seit 6 Jahren wöchentlich für das Handelsblatt. Dort kennt man keine Ausnahme, daher habe ich meine Auswertung auch in meinem Urlaub erstellt und in meine neue Heibel-Ticker Ausgabe eingefügt:
Ich versuche mich stets von Saisonalitäten fern zu halten. Natürlich gibt es eine Reihe von Faktoren, die leicht nachvollziehbar ein bestimmtes Verhalten der Anleger beschreiben. Aber letztlich ist jedes Jahr ein wenig anders und man läuft Gefahr, bei zu großem Glauben an eine bestimmte Saisonalität die Besonderheit des aktuellen Jahres zu übersehen.
Soviel zur Relativierung vorab. Doch dieses Jahr verläuft bislang relativ typisch ;-)
Angefangen im vergangenen November legte der DAX eine fulminante Rallye auf‘s Parkett, die erst im April / Mai an Dynamik verlor. Im Juni und Juli konnten noch knapp neue Allzeithochs erklommen werden, doch wie eine Rallye fühlt sich das schon lange nicht mehr an. Mit „sell in may and go away” hätte man eine Menge Nerven schonen können.
„But never forget to come back in September”, geht der Spruch weiter: Nach dem kurzen Ausverkauf letzter Woche kann ich mir gut vorstellen, dass der Spruch dieses Jahr seine Gültigkeit unter Beweis stellt.
Für mich sieht der Ausverkauf letzter Woche nicht so aus, als wäre damit ein tragfähiger Boden für eine neue Dynamik der Rallye gebildet worden. Es war eine leichte Korrektur, die zu schnell endete, als das eine ausreichend große Zahl von Anlegern aus dem Markt getrieben werden konnte.
Somit hat sich wenig geändert im Vergleich zu den Vorwochen: Noch immer ist es möglich, dass die Kurse erneut purzeln. Es kann natürlich auch jederzeit ein neues Allzeithoch erklommen werden, immerhin ist der Abstand vom aktuellen Kursniveau nicht sehr groß. Doch ich würde im Fall neuer Hochs eher Gewinnmitnahmen erwarten, als das sich dort eine neue Dynamik bildet. Zu viele Anleger sind noch zu stark investiert, als dass neue Hochs zu einer Kaufpanik führen würden.
Ohne neue Impulse, sprich Ereignisse, würde ich also auch in den kommenden Wochen Schwankungen in der bereits bekannten Handelsspanne zwischen 15.000 und 15.800 erwarten. Ein Abrutschen in Richtung 14.800 würde mich noch nicht beunruhigen, erst darunter wurde ich mir Sorgen um unsere Positionierung machen. Neues Hochs bis 16.000 Punkte würde ich auch nicht als eine neue Dynamik der Rallye interpretieren.
Nach wie vor gibt es viele Anleger, die auf dicken Buchgewinnen der vergangenen Monate sitzen. Einen heftigeren Ausverkauf halte ich weiterhin für möglich, auch wenn wir letzte Woche schon einen kleinen gesehen haben.
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„Die Nervosität steigt und könnte, sollten die Kurse weiter abbröckeln, sich in den kommenden Wochen auch in einen Ausverkauf entwickeln” schrieben wir vor einer Woche.
Letzten Montag brach der DAX tatsächlich zwischenzeitlich um 4,5% ein: Insbesondere die hochspekulativen Titel wurden ausverkauft. Wie angekündigt waren es insbesondere die jungen Aktionäre, die zu schnell die Nerven verloren und ihre Positionen auf den Markt warfen. im weiteren Wochenverlauf konnte der DAX den Verlust wieder ausgleichen, legte im Wochenvergleich sogar um 0,8% auf 15.669 Punkte zu.
War dieser kurze Ausverkauf bereits ausreichend, um die schwachen Anlegerhände aus dem Markt zu schütteln? Hat der DAX auf seinem Wochentief bei 15.089 Punkten nun einen Boden gebildet, von dem aus es auf zu neuen Höhen gehen kann? Schauen wir uns einmal näher an, wie sich das Anlegersentiment entwickelt hat.
Die Anlegerstimmung ist von -0,5 in der Vorwoche auf +1,3 angesprungen. Die schlechte Laune der Vorwoche war offensichtlich nicht unbegründet, Anleger fühlten sich offensichtlich mit dem damals anlaufenden Ausverkauf nicht wohl.
Sogar die Verunsicherung ist in dieser Woche auf -0,2 zurück gegangen (Vorwoche -0,8). Eine gesunde Skepsis gegenüber steigende Kurse ist hilfreich für eine Rallye. Für meinen Geschmack ist die Verunsicherung zu schnell verflogen.
Die Zukunftserwartung zeigt sich unbeeindruckt von dem Abwärtshaken dieser Woche und zeigt mit einem Wert von weiterhin +2,8 eine starke Dominanz der Bullen.
Auch die Investitionsbereitschaft hat sich mit einem Wert von 0,4 gegebner der Vorwoche nicht verändert.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist deutlich zurück gekommen. Nach einem Wert von 10, der absolut bullische Positionierungen der Anleger zeigt, führte der Ausverkauf zu einem Rückgang auf nur noch 4.
Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist leicht angestiegen und zeigt, dass einige US-Anleger ihre zuvor bullischen Positionierungen ebenfalls zurück fahren.
Die Investitionsquote der US-Fondsanleger ist von 93% in der Vorwoche auf 71% gefallen. Also auch die Fondsanleger haben ihre Positionen deutlich verkleinert.
Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf 0,00% gefallen: 30,6% der Anleger erwarten steigende, 30,6% erwarten fallende Kurse. Mit 38,7% ist das Lager der neutral eingestellten Anleger derzeit am größten.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 32% leichte Angst an, ist aber noch weit entfernt von Extremwerten, aus denen wir ein Marktungleichgewicht ablesen könnten. Diese Neutralität zeigt sich auch im Short Range Oscillator des S&P 500.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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