Am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche fand der Hamburger Investorentag statt, 48 Unternehmen haben sich präsentiert. Ich habe mit einer ganzen Reihe von Vorständen persönliche Gesprächen führen dürfen und berichte hier über meine Eindrücke.
Der Schwan…
… gleitet gleichförmig und ruhig durchs Wasser. Über der Wasseroberfläche sehen wir einen eleganten, weißen Schwan mit langem Hals und einem Kopf, der konzentriert in die Richtung blick, wo's hin gehen soll. Doch unterm Wasser strampeln die Füßchen, um den erforderlichen Vortrieb zu generieren.
So ist es mein Ziel, Ihnen mit dem Heibel-Ticker das ruhige Gleiten durch die Finanzmärkte zu ermöglichen. Das Strampeln übernehme ich für Sie. Heute setzen wir die Taucherbrille auf, ich nehme Sie mit unter die Wasseroberfläche und gebe Ihnen meine Eindrücke vom Hamburger Investorentag ungefiltert weiter.
48 Unternehmen haben sich am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche präsentiert. Ich habe mir diverse Unternehmenspräsentationen angehört und sieben 1on1-Gespräche mit Vorständen geführt. In den Pausen habe ich mich mit den anderen Teilnehmern ausgetauscht und selbst im Fahrstuhl, beim Gläschen Wein am Abend oder auf der Taxifahrt zum Abendessen kam ich ins Gespräch mit weiteren Vorständen.
Die Stimmung war extrem gut - sowohl bei den Investoren als auch bei den Vorständen. Es ist zu spüren, dass die Corona-Pandemie auf Unternehmensseite dazu geführt hat, Probleme aus der Welt zu schaffen und neue Ideen voranzutreiben. Wenngleich das Ende der Pandemie nicht so reibungslos vonstatten geht, wie wir alle uns das wünschen würden, führt die kleine Ehrenrunde durch die vierte Welle vielleicht zu leichten Verzögerungen, nicht jedoch zu einem Rückfall. Soll heißen: Der Nachholbedarf der Wirtschaft ist groß. Die Weltwirtschaft ist noch lange nicht wieder "eingeschwungen", doch die Entwicklungen gehen in die richtige Richtung und wir dürfen uns über deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vor-Corona-Stand freuen.
So, nun zu meinen Eindrücken zu den einzelnen Unternehmen. Sie bekommen hier einen kurzen Überblick zu den Unternehmen und Highlights. Die Details finden Sie frei zugänglich im vollständigen Kapitel 02 meiner aktuellen Börsenbrief Ausgabe 21/34 siehe Link unten.
Gegen Ende des Vortrags hatte ich den Eindruck: Hmm, tolle Ziele, aber Geld verdienen wollen die vorerst nicht. Zumindest dürfte es bei solchen Ambitionen schwer sein, gegen Wettbewerber aus Ländern zu bestehen, wo solche Ziele nicht existieren.
Erst auf den zweiten Blick wurde dann ersichtlich, wie sich das Ganze rechnen kann: Auf einer Seite mit unzähligen Auszeichnungen befindet sich auch ein kleiner Stempel von Apple: "Shelter & Refiner List". Apple nimmt seine Verantwortung schon seit langer Zeit sehr ernst und verpflichtet seine Zulieferer, bestimmte ESG-Mindestkriterien zu erfüllen. Es ist also keine Kür mehr, ESG-Kriterien umzusetzen, sondern Pflicht, um bei den großen Unternehmen auf der Lieferantenliste zu bleiben.
Rund die Hälfte des Geschäfts kommt vom deutschen Chiphersteller Siltronic. Der Schock war zunächst groß, als Anfang des Jahres bekannt gegeben wurde, dass die taiwanesische Globalwafers Siltronic kaufen wird. Globalwafers könnte fortan die eigenen Maschinen auch bei Siltronic einsetzen.
Doch sehr schnell zeigte sich genau das Gegenteil: Global Waters ist interessiert an den von Siltronic eingesetzten PVA Tepla-Maschinen. Es könnte also sein, dass durch die Übernahme nicht der Großkunde verloren wird, sondern zu einem noch größeren Kunden wird.
Flatex-CFO Muhamad Chahrour rechnet vor, dass Flatex den Preiswettbewerb dominiert. Bei Ordergebühren von 5,90 EUR verdient Flatex noch Geld, während die Selbstkosten bei den Banken in der Regel deutlich darüber liegen. Unter den großen Brokern in Deutschland gibt es quasi keinen Wettbewerber, der eine annähernd effiziente IT besitzt. Für mich sehen die Banken daher weniger aus wie Gegner, sondern vielmehr wie Opfer. Nach der Bankenkrise 2008/2009 hatten sie nicht die Mittel, in die Modernisierung ihrer IT zu investieren. Davon profitiert nun Flatex.
Am Mittwoch Nachmittag hatte ich die Gelegenheit, mit Dirk Harbecke, CEO von Rock Tech Lithium, zu sprechen. Harbecke hat ein bemerkenswertes Unternehmen auf die Beine gestellt: In Kanada hat er eine Lithium-Mine gekauft, die Lithium in höchster Qualität abbauen wird. In Deutschland möchte er einen Konverter bauen, der das für die Autoindustrie wichtige Lithiumhydroxid herstellen soll. Die Nachfrage seitens der Automobilbranche sei hoch.
Paypal-Milliardär Peter Thiel gehört zu den Investoren bei Rock Tech. Aber auch Christian Angermayer und Hedgefonds-Manager Alan Howard haben sich an Roch Tech beteiligt. Das sind durchaus namhafte Investoren, mit denen man sich gerne schmückt.
Mein Eindruck: Dr. Gutschlag ist ein umtriebiger, intelligenter CEO, der in der Rohstoffbranche immer wieder lukrative Geschäfte abschließt. Damit steht und fällt sein Unternehmen jedoch zum großen Teil mit ihm als Person.
Die Ölpreisschwankungen hat er in besonderer Weise genutzt: Ende 2019 wurde eine Unternehmensanleihe im Volumen von 200 Mio. Euro ausgegeben. Die Liquidität nutzte er teilweise im Corona-Crash, um Anleihen von Wettbewerbern im Volumen von 25 Mio. USD zu kaufen, deren Kurs im Rahmen des vorübergehend negativen Ölpreises zeitweise eingebrochen waren. Seine Kalkulation ging auf, die Papiere haben dem Unternehmen bereits 15,3 Mio. USD realisierte Gewinne sowie weitere 5,8 Mio. Euro Buchgewinn beschert.
Mutares übernimmt distressed assets sowie carve outs. Das sind Unternehmen in finanzieller Notlage sowie Unternehmensteile großer Konzerne, die ausgegliedert werden sollen. Solche Unternehmen haben meist zwei Probleme: Eine schlechte G&V sowie ein schlechtes Angebot.
Die Bilanz ist wider Erwarten häufig sehr solide, erläutert mir Laumann. Viele Ingenieure wissen gar nicht, wie man die verfügbaren Mittel sinnvoll einsetzt, um aus den vorhandenen Ressourcen möglichst viel Gewinn heraus zu holen. Das sei seine Spezialität, er sorgt für eine gute G&V - also Gewinn & Verlust Rechnung.
Apontis bietet nun verschiedene gängige Kombinationen dieser vielen Tabletten als Single Pill, also als eine Tablette an. Je nachdem, wie der Patient eingestellt ist, welche Mengen der einen und anderen Tablette er also benötigt, gibt es eine Single Pille mit entsprechenden Mischungsverhältnissen.
Nun haben Studien gezeigt, dass die Einnahmeverlässlichkeit durch die Gabe von Single Pills von 20-50% auf 70-80% gesteigert werden kann. Und in einer groß angelegten Studie wurde gezeigt, dass Patienten, die ihre Pillen verlässlich einnehmen, ein Herzinfarkt-Risiko haben, das nur etwa halb so groß ist wie bei denen, die weniger zuverlässig ihre Pillen schlucken. Auch die Sterberate bis hin zu den Krankenhauseinlieferungen differieren um den Faktor zwei.
Die HHLA betreibt einen "Eisenbahnhafen". Der Großteil der angelieferten Container wird über die Eisenbahn nach Zentraleuropa gefahren. Das Transportvolumen der HHLA ist um 50% größer als das der DB Cargo. In der Bilanz fällt die Bahnsparte (Intermodal) mit einem Umsatzanteil von 38% auf, der Gewinnanteil ist überproportional aufgrund der hohen Gewinnmarge von 18%.
Das Bahngeschäft ist nicht nur nennenswert groß und verfügt über eine attraktive Gewinnmarge, sondern es ist auch ein Zukunftsmarkt.
Zu den ausführlichen Details in Kapitel 02 gelangen Sie direkt über https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1899#ch02
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