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Veröffentlicht von Stephan Heibel am 03.07.2024 um 09:51 Uhr

Ukraine-Krieg endet mit Kompromiss oder Niederlage

Letzte Woche fand das erste TV-Duell für den diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf zwischen Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump statt. In unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe sind wohl die Pferde etwas durchgegangen mit mir. Ich habe mich jedoch um Sachlichkeit bemüht, ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit.

Eine Wiederwahl Bidens halte ich für ausgeschlossen. Entweder er verzichtet, oder Trump wird der nächste US-Präsident.

Ich komme zurück zu meiner bereits vor Monaten geäußerten Vermutung, dass die Demokraten ihren Kandidaten kurz vor der Wahl noch austauschen werden, um das geölte Spendensystem Biden noch so lange wie möglich zu nutzen, dann jedoch einen Kandidaten aus dem Hut zaubern, bei dem die gegnerische Partei mangels Zeit kaum noch nennenswert Leichen im Keller suchen kann.

So will Trump Frieden nach Europa bringen

Für den Fall, dass er gewählt wird, versprach Trump, er würde den Ukrainekrieg dann schneller beenden, als er ins Amt eingeführt wird. Nach der Wahl Anfang November dauert es dann meist bis Januar, bis der neue Präsident vereidigt wird. So schnell möchte er also den Krieg beenden.

Wie er das tun würde, ist bereits in groben Umrissen bekannt. Seine ehemaligen Sicherheitsberater Keith Kellogg und Fred Fleitz haben einen Plan entwickelt, den er zwar nicht 1:1 übernehmen, doch an den er sich in den Grundzügen halten werde. Dieser Plan sieht vor, die Ukraine nur dann weiter mit Waffen zu beliefern, wenn sie in Friedensverhandlungen mit Russland eintrete. Gleichzeitig sollen die Waffenlieferungen drastisch hochgefahren werden, wenn sich Russland Verhandlungen verschließe.

Als Resultat würde dann ein Kompromiss stehen, bei dem Russland teilweise die eroberten Gebiete behalten könnte.

Der totale Sieg bringt nur noch mehr Krieg

Ein "Kompromiss" wird von den Demokraten und auch von den meisten Europäern kategorisch ausgeschlossen. Für sie steht fest, dass Russland der Aggressor ist und aus diesem Grund alles abgeben muss, was es eroberte. Alles andere würde einer Niederlage gleichen. 

Doch liegt es nicht in der Natur eines Kompromisses, dass keine Seite ihre Maximalforderungen durchsetzen kann? 

Für mich klingt es so, als bestehe der Westen derzeit auf den "totalen Sieg", ein Begriff, der mir Angst macht. 

Und diese Maximalforderung wird aus der Position der Schwäche heraus erhoben, nachdem wir unsere europäische Verteidigungspolitik noch immer national definieren, nachdem wir über lange Zeit unser Militär kaputt gespart haben und inzwischen kaum mehr in der Lage sind, Munition selber zu produzieren.

Wäre ein Kompromiss aus diesem Betrachtungswinkel nicht einfach nur das Eingeständnis, vom Überfall Russlands überrascht worden zu sein und dass man diesem nicht ausreichend Mittel entgegensetzen kann? Ein Kompromiss gibt ja der Gegenseite nicht Recht, sondern ist Ausdruck der Realität. Mir wäre ein solcher Kompromiss lieber als weiter Menschen in der Ukraine sterben zu lassen.

Es wäre mir lieber, Joe Biden würde einen solchen Vorschlag vortragen, denn dann müsste ich mich nicht rechtfertigen, den Plan eines Verrückten gut zu heißen.

Aber die Zeiten sind längst vorbei, in denen man Sachthemen diskutierte und nicht utopische, moralische Ziele.

Lösungen statt Moral

Und genau das ist es, was die deutschen Medien meiner Einschätzung nach nicht verstehen: 

Die US-Amerikaner wählen nicht den verrückten Donald Trump. Sie wählen seine Lösungen. 

Einfache Lösungen auf der Basis eines gesunden Menschenverstands, die nicht selten der Komplexität der Probleme nicht gerecht werden, jedoch kurzfristig umsetzbar sind. Was hinten runterfällt, werde morgen bearbeitet.

Die Demokraten auf der anderen Seite suchen nach Lösungen, die heute schon den höchsten moralischen Ansprüchen genügen, verzetteln sich dabei aber nicht selten.

So, genug davon, zum Börsengeschehen geht es weiter in unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe: https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/2208#ch1

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Stephan Heibel

Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.

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