Es ist gerade einmal Montagvormittag und an den Märkten laufen schon wieder die Drähte heiß: Die chinesische Notenbank hat an diesem Wochenende den Leitzins um 0,27 % auf 6,39 % erhöht. Dieser Schritt erfolgte nach einer Rede des chinesischen Premiers Wen Jiabao über das „instabile, unausgeglichene, unkoordinierte und nicht nachhaltige Wirtschaftswachstum seines Landes.
Bereits Ende Februar hatte sich Wen einmal in die Wirtschaftspolitik eingemischt indem er verlauten ließ, daß er der Korruption an den verschiedenen Landesbörsen auf die Pelle rücken werde. Der harten Linie des Premiers schreiben einige den Börsencrash von 8,8 % Ende Februar zu und so steckte auch dieses Wochenende das Angstgespenst im Nacken der Anleger.
Doch wie sich diesen Montag früh herausstellt wurden seine Worte diesmal positiv aufgenommen, die Börsen steigen. Ein Blick ins Detail läßt erkennen, wie geschickt Notenbank und Premier in China zusammenarbeiten: Eine Leitzinserhöhung ist stets ein Zeichen für ein nachhaltig robustes Wirtschaftswachstum. Doch Premier Wen sprach von der fehlenden Nachhaltigkeit und von Instabilität. Eine Zinserhöhung, die stets ein Zeichen für Inflationsängste ist, wurde vom Premier schon im Vorfeld entkräftet.
Im weiteren Wochenverlauf wird sowohl die japanische Notenbank, als auch die US-Notenbank tagen. Japan hat erst vor vier Wochen den Zins von 0,25 % auf 0,5 % erhöht und damit die Gewinnmarge der Carry-Trades vermindert. Wenn nun auch noch die US-Notenbank eine Zinssenkung ankündigen würde, dann wäre eine weitere Auflösung von Carry-Trades die Folge.
Ich erwarte für den 10. Mai eine erste Zinssenkung von der US-Notenbank. Damit wird sie den Problemen am US-Immobilienmarkt Rechnung tragen. Gleichzeitig ist die Inflationsrate in den USA unter Kontrolle, der niedrige Ölpreis hat den Inflationsdruck vermindert. Der Weg ist also frei für eine Zinssenkung, aber noch darf Notenbankchef Ben Bernanke keine entsprechenden Ankündigungen vornehmen: Die Auflösung der Carry-Trades mit einem Volumen von über einer Billionen US-Dollar würde die internationalen Finanzmärkte zum Straucheln bringen, der US-Dollar würde ausverkauftw erden und der Yen würde in die Höhe schießen. Es gilt, die Carry-Trades langsam aufzulösen.
Ich erwarte daher recht moderate Worte von Ben Bernanke an diesem Mittwoch.
Wenn Sie mehr zu den Carry-Trades lesen wollen, inklusive einer gut verständlichen Erklärung, dann schauen Sie sich bitte das Archiv meines wöchentlich erscheinenden Börsenbriefes Heibel-Ticker an.
Seit 1998 verfolge ich mit Begeisterung die US- und europäischen Aktienmärkte. Ich schreibe nun wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über die Hintergründe des Aktienmarktes und die Ursachen von Kursbewegungen. Meine Leser schätzen meinen neutralen, simplen und unterhaltsamen Stil. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Anlageideen, um ihr Portfolio unabhängig zu optimieren.
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